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Kultur: Oboen-Drillinge

Konzert im Caputher Schloss unter dem strengen Blick des Großen Kurfürsten

Oboen-Trios sind seltene Formationen, was einerseits an der geringen Werkauswahl liegt, andererseits wohl am Klang, über den Christian Daniel Schubart in seiner 1785 erschienenen Ästhetik der Tonkunst schrieb: „Der Ton der reinen Oboe nähert sich in der Höhe sehr der Menschenstimme, in der Tiefe aber hat sie noch sehr viel Gänsemäßiges, daher man ihr durch Dämpfer den Gänseton zu nehmen gesucht hat“.

Dennoch genossen Oboen-Trios in der Wiener Klassik ein hohes Ansehen und kein Geringerer als Ludwig van Beethoven hat zwei Werke für diese Besetzung geschrieben. Bei den Caputher Musiken gelangten diese Kompositionen sowie eine Adaptation des tschechischen Komponisten und Beethoven-Zeitgenossen Frantisek Krommer durch das Trio Oboi Clasici zur Aufführung.

Ob es der Traum eines Oboenspielers ist, einmal das C-Dur-Trio von Ludwig van Beethoven zu spielen? Unter musikhistorischen Aspekten sicherlich, denn diese Komposition aus dem Jahr 1796 hebt die Bläsermusik zum ersten Mal in den Rang gehaltvoller Kunstmusik. Mit serenadenhafter Unterhaltung hat dieses Trio wenig gemein, vielmehr handelt es sich um eine Art von Symphonie im klassisch viersätzigen Maß, mit kunstvoll gefügten Harmonien und Rhythmen. Aber es spielen eben nicht die unterschiedlichen Orchesterinstrumente, sondern nur zwei Oboen und ihre sonore Schwester, das Englischhorn. Was nicht nur eine gewisse Einförmigkeit des Klangs bedeutet, sondern außerdem erhebliche Herausforderungen an die spieltechnischen Fähigkeiten der Musiker stellt. Der hohe Gegendruck des Doppelrohrblattinstruments erfordert eine ausgefeilte Methodik der Permanentatmung. Normalerweise hat die Oboe, ursprünglich eine Schalmei der Schäfer, im Gesamtklang des Orchesters meist relativ kurze, schlichte Einsätze.

So wundert es nicht, dass im Schloss Caputh bei den schwierigen Passagen mehr als einmal schlicht und einfach ganz tief Luft geholt werden musste. Unter dem strengen Blick des Großen Kurfürsten im rosa-goldenen Festsaal mit Ausblicken in den zart ergrünenden Park erlebten die Zuhörer ein inspiriertes und beeindruckendes Konzert. Ingolf Börnchen an der ersten Oboe erwies sich als virtuoser Experte, Andreas Wenske und Ariane Matzanke ergänzten das Trio perfekt.

Obwohl auch das Trio von Frantisek Krommer eine viersätzige Struktur besitzt, verströmt es noch durchgehend heiteren Serenadenton. Allegro, Romanze und Menuett und Rondo folgen gefällig, flott und tänzerisch den klassischen Mustern ohne besondere Originalität. Dagegen zeigen Beethovens Variationen über das berühmte Duett „La ci darem la mano“ aus Wolfgang Amadeus Mozarts „Don Giovanni“ nicht nur die Kunst des Variierens auf höchstem Niveau, sondern sie bestechen zudem mit pointierten Klangfarben. Wie aus einem Füllhorn schüttet der Meister das erstaunliche Spektrum seiner Kunst über die Zuhörer – sei es im Legato oder Staccato, mit punktierten, verzierten und gehaltenen Notenwerten, in Dur und in Moll, im Allegro oder im Adagio. Das gilt erst Recht für das Hauptwerk des Abends, das C-Dur-Trio. Im Adagio kommen nicht nur die Oboen, sondern ganz besonders der weich schattierte, dunkle Klang des Englischhorns zum Tragen. Während im Presto-Finale von allen drei Instrumenten mit effektvollen Durchgängen, Trillern und Akkordklängen noch einmal Höchstleistungen gefordert und gebracht werden. Danach ist tiefes Atemholen nötig. Doch für eine Zugabe mit einem Vivace von Joachim Quantz reicht es allemal noch bei den verdienstvollen Oboenvirtuosen des Trio Oboi Clasici.

Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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