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Von Almut Andreae: Ohne Rahmen und Passepartout

96 Papierarbeiten in der Produzentengalerie „M“ im Luisenforum

Stand:

Die Produzentengalerie M schöpft aus der Fülle und überrascht mit einer spielerisch leichten Präsentation: 96 Arbeiten mit und auf Papier formieren sich hier einträchtig zum bunten Bilderreigen. 48 Mitglieder des Künstlerverbandes haben auf die unterschiedlichste Weise auf die thematische Vorgabe „Der fixierte Augenblick“ reagiert. Phantasievolles und Humorvolles ist da zusammengekommen. Farbig trifft auf Schwarz-Weiß, Tuschzeichnung auf Textiles, Fotografie auf Goldpapier.

Der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt, immer vorausgesetzt, Papier als Werkstoff und Bildträger kam dabei zu seinem Recht, bei einem Format von maximal 30 mal 40 Zentimetern. Vor allem leicht sollte es dabei zugehen, so leicht, dass sich die künstlerische Arbeit schwerelos ohne Nagel und Haken direkt an der Wand fixieren ließ.

Die Idee zur Ausstellung mit ihrem doppeldeutigen Titel geht auf die Initiative von fünf Künstlerinnen des einladenden Berufsverbandes BVBK zurück. Erika Doberstein, Annette Strathoff, Christiane Wartenberg, Ilse Winkler und Edith Wittich luden die 280 Mitglieder des BVBK ein, zum Thema „Der fixierte Augenblick“ bis zu drei Arbeiten beizusteuern, um das Ausstellungsjahr 2009 in der verbandseigenen Galerie möglichst vielstimmig zu eröffnen.

Die Resonanz der sich spontan beteiligenden Künstlerinnen und Künstler war überwältigend. Der begeisterte Zuspruch hat auch die langjährige Geschäftsführerin des BVBK, Daniela Dietsche, einigermaßen verblüfft. Diesmal hätten sich erstmalig auch Mitglieder beteiligt, die sich bei den Ausstellungsausschreibungen sonst eher zurückhalten, freut sie sich. Daher kam das Hängeteam vergangene Woche letztlich auch um eine gewisse Auswahl nicht umhin. Eine Jury im engeren Sinne fand zwar nicht statt. Alle, die dem Aufruf zur Ausstellung gefolgt sind, werden mit exakt zwei Arbeiten gezeigt.

Die für Konzept und Ausstellungsaufbau verantwortlichen fünf Künstlerinnen haben bei der Hängung viel Fingerspitzengefühl und ein sicheres Händchen bewiesen. Allein schon wegen der erfrischenden Gesamtinszenierung der immerhin an die hundert Werke lohnt sich ein Abstecher ins Luisenforum. Für Abwechslung ist angesichts der hier unmittelbar aufeinander treffenden Augenblicks-Variationen ohnedies reichlich gesorgt. Um die den Augenblick zu fixieren, wurde geklebt, gemalt, fotografiert, gestrichelt, geschrieben und gesammelt: winzige Holzstückchen beispielsweise, verpackt in einem durchsichtigen Tütchen und auf Pappe gebracht, oder kleine Porzellanplättchen, aufgehängt an feinen Drahtschlaufen auf Karton. Polaroid-Aufnahmen sind eine weitere originelle Variante des Ausstellungsthemas und gleichzeitig ein leicht wehmütiger Abgesang auf die unter Künstlern beliebte Polaroid-Fotografie, die es dem Vernehmen nach nicht mehr allzu lange gibt. Druckgrafik, Mischtechnik, Aquarell und Ölkreide, Acryl- und Temperafarbe, Collage, digitale Fotobearbeitung, Kugelschreiber- und Bleistiftskizzen verbinden sich zu einem gutlaunigen Großaufgebot ungezwungener Kreativität.

Dass sich in diesem fröhlichen Mit- und Nebeneinander auch schon mal eine Arbeit verbirgt, die qualitativ nicht jedem Anspruch standhält, steht auf einem anderen Blatt. Einige Künstler haben anlässlich der Ausstellung frühere Arbeiten noch einmal hervorgeholt und überarbeitet, denn keines der eingereichten Werke sollte älter als drei Jahre sein. Im Ergebnis haben sich in dem einen oder anderen Fall Augenblicke, zwischen denen mehrere Jahre verstrichen, auf dem Papier zu etwas Neuem verbunden.

„Der fixierte Augenblick“, bis zum 15. März: Mi-Fr 11-17 Uhr, Sa/So 11-18 Uhr, Produzentengalerie M, Hermann-Elflein-Str. 18 (Luisenforum).

Almut Andreae

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