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Kultur: Orchesterdebatte: Leuchtturm vorm Verlöschen?

Der Zeitplan mutet schon merkwürdig an. Am vergangenen Donnerstag entbindet Oberbürgermeister Martin Patzelt Bürgermeisterin Katja Wolle von ihrer Zuständigkeit für die Kultur der Stadt Frankfurt (Oder).

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Der Zeitplan mutet schon merkwürdig an. Am vergangenen Donnerstag entbindet Oberbürgermeister Martin Patzelt Bürgermeisterin Katja Wolle von ihrer Zuständigkeit für die Kultur der Stadt Frankfurt (Oder). Einen Tag später begeht das Staatsorchester sein 10-jähriges Namensjubiläum mit „großem Bahnhof“. Am Montag fordert der OB vor dem Kulturausschuss der Stadt die Streichung von städtischen Zuschüssen (die zurzeit rund sieben Millionen Euro betragen) um 1,6 Millionen. Allein beim Staatsorchester würden die Zuschüsse – von derzeit 2,3 Millionen Euro – auf 1,1 Millionen abgesenkt werden, was mehr als die Halbierung der kommunalen Unterstützung bedeuten würde. Während der hitzig geführten Debatte betonte Patzelt, es handele sich um keine Beschlussvorlage. Ihm gehe es nur darum, den Abgeordneten am Donnerstag, bei der letzten Sitzung vor der Sommerpause, den Beschluss zum Haushalt zu erleichtern. Im Falle des Staatsorchesters präzisierte er seine Vorschläge, die vor Tagen als Diskussionspapier an die Öffentlichkeit gelangten (PNN berichtete). Für die Zukunft des Klangkörpers sei die Gründung einer Orchester GmbH denkbar, so Patzelt, an der sich neben den Musikern vor allem das Land beteiligen soll. Infrage käme auch eine Beteiligung des benachbarten Landkreises Oder-Spree, mit dessen Landrat er bereits Gespräche geführt habe. Das bereits bekannt gewordene „Heilbronner Modell“ modifizierte er dahingehend, wonach das Staatsorchester künftig nur noch über fünfzig Stammmusiker verfügen soll. Als weitere Möglichkeiten nannte er die Abgruppierung zum B-Orchester und die Schließung des Staatsorchesters. Würden diese Einsparungen verwirklicht, so Staatsorchester-Intendant Christoph Caesar, käme dies einem totalen Kahlschlag aller professionell ausgeübten künstlerischen Tätigkeit in Frankfurt (Oder) gleich. Das Drehbuch, mit dem dem kulturellen Leuchtturm der Stadt das Licht abgeschaltet werden soll, kommt einem Kenner der (Abwicklungs-)Szene merkwürdig bekannt vor.Peter Buske

Peter Buske

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