Kultur: Ortlose Musik
Jazzfestival Potsdam: Zabriskie Point im Waschhaus
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Jazzfestival Potsdam: Zabriskie Point im Waschhaus Zabriskie Point gilt als ein mythischer Ort in der Wüste Nevadas. Nach ihm benannte der Kölner Musiker Rupert Stamm 1991 sein Bandprojekt, mit dem er seither vier Platten eingespielt hat und das eine unüberhörbare Größe in der deutschen Jazzszene geworden ist. Die drei Musiker waren zum Potsdamer Jazzfest in das Waschhaus eingeladen. Sie schickten ihr Publikum auf eine Klangreise, von der es überhaupt nicht mehr zurückkehren wollte, weshalb die Band nach dem Konzert zweimal wieder zurück auf die Bühne gefordert wurde, um weiterzuspielen. Die Mittel, derer sich die Musiker bedienten, sind weniger ungewöhnlich, wie die Begriffe mit denen die Musikkritik Zabriskie Point zu charakterisieren versucht. Von Nu-Jazz, m-base und worldbeat-crossover ist die Rede, wo doch einfach Jazz gesagt werden könnte. Jazz im besten Sinne, denn alle drei Musiker loten die Möglichkeiten ihres jeweiligen Instruments exzellent aus, ohne Scheu vor unorthodoxen Spielweisen. Dabei legen sie höchsten Wert auf einen Groove, der das Publikum mitnimmt. Zentrales Instrument von Zabriskie Point ist das Marimbaphon, das Rupert Stamm virtuos bediente. Die hellen angeschlagenen Töne wirbelten nur so durch die Luft und wurden von Johannes Gunkel am Bass und Jochen Krämer an den Schlagwerken in den Rhythmus eingebettet. Als exzentrischer Mittelpunkt der Band saß Jochen Krämer die meiste Zeit nicht hinter seinem Schlagzeug, sondern zauberte aus allerlei Alltagsgegenständen und Spielzeug Rhythmen, die mitunter den Pfad des Grooves verließen. Immer jedoch kam er zurück und nie unterbrachen seine Klangexperimente den Sound, vielmehr waren sie schon integriert, bevor Krämer seine Minispielzeuggitarre oder die Plastikplane aus dem Baumarkt auspackte. Der Eindruck, dass es sich um so eben entstandene Improvisationen handelte, wurde von Rupert Stamm mit den Hinweisen auf Titel und Entstehungsphase der Stücke verwischt. Dass von der Routine eines Standardrepertoires ganz und gar nichts zu spüren war, lag wohl auch an dem achtsamen Zusammenspiel der Musiker. Auch nach 13 Jahren zeigten sie sich von den Einfällen ihrer Bandkollegen überrascht und kreierten auf der Bühne einen Dialog miteinander, von dessen Spannungsbögen das Publikum sich begeistert zeigte. Zapriskie Point stellten im Waschhaus vor allem die neueste, so eben erschienene CD „Mantra“ vor. Die Titel und einzelne Akzente erzählten von Reiseeindrücken aus Westafrika, Brasilien und anderen Ecken der Welt. Wer wollte, konnte Adaptionen verschiedener Musiktraditionen wieder erkennen. Doch in sich und das macht Zabriskie Point aus, ist deren Musik ortlos. Lene Zade
Lene Zade
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