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Von St. Petersburg aus in die Welt: The Grand Astoria.

© promo

Kultur: Ozzy Osbournes Enkel im Kuze

Konzert von The Grand Astoria und Samavayo

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Wenn in Potsdam ein Konzert von der Booking-Agentur „Superstooge Music“ veranstaltet wird, ist das Rock-’n’-Roll-Siegel garantiert. Michael Schallert, Bassist von The Grand Journey, ist der Kopf hinter der Agentur, die unter anderem für den Rock-’n’-Roll-Tresen im studentischen Kulturzentrum Kuze verantwortlich ist, bei dem an jedem ersten Samstag im Monat zünftige Rock'n'Roll-Bands auftreten – und manchmal eben auch an anderen Tagen. Am vergangenen Mittwoch gab es also im Kuze wieder eines dieser Rock-’n’-Roll-Konzerte: Die Berliner Stoner-Band Samavayo startete gemeinsam mit der St. Petersburger Band The Grand Astoria ihre gemeinsame Europatour in Potsdam.

Beide Bands waren nicht zum ersten Mal in Potsdam, aber bisher noch nicht gemeinsam auf einer Bühne. Den Auftakt machten die russischen Rocker von The Grand Astoria, eine dieser Bands, die sich auf den klassischen Rock der 70er-Jahre beziehen – nicht nur optisch. Ellenlange Stücke wurden gespielt, die von ausgeklügelten, sich mantramäßig wiederholenden Bassläufen begleitet wurden, wobei ausgiebige Gitarrensoli im Zentrum standen. Woodstock ließ grüßen, ganz besonders Jimi Hendrix, der Gitarrist Kamille Sharapodinov außerordentlich beeinflusst haben muss.

Der überließ nichts dem Zufall, mit üppigen Effekten half er dem Sound auf die Sprünge: Zum Transport seiner Sammlung an Gitarreneffekten, die er vor sich aufgebaut hatte, braucht es sicher einen ganzen Kofferraum. Elegisches wechselte sich mit zart-verspielten Parts ab, sehr psychedelisch alles, aber mit dem majestätischen Klang des Bombast-Rocks. So wie der Schlagzeuger auf sein Instrument eindrosch, war es bestimmt nicht sein Eigentum – die Schläge waren jedoch präzise. Ein kleines Manko war Sharapodinovs Gesang, der ab und zu einfach überfordert klang und von der Musik fortgespült wurde. Ganz anders die vereinzelten Gesangseinlagen von Keyboarder und Percussionist Danila Danilov: Der klang nämlich wie eine astreine Inkarnation von Black-Sabbath-Sänger Ozzy Osbourne. Den sollte die Band öfter singen lassen.

Samavayo sind ja schon ältere Hasen im Rock-Business, seit 15 Jahren gibt es die Kapelle inzwischen. Der Einfluss von Stoner-Rock ist ab dem ersten Stück deutlich, auf alle Fälle scheint das Trio exzessiv Kyuss gehört zu haben. Weniger die Einflüsse der 70er-Jahre wie bei The Grand Astoria, sondern eher die 90er-Jahre waren stilprägend für diese Band. Samavayo sind wieder angekommen, nachdem sie vor einigen Jahren noch ganz mainstreamig mit weißen Anzügen aufgetreten sind, beim Rock in Caputh 2013 etwa. Gitarrist und Sänger Behrang Alavi zog diesmal trotz Wärme seine Lederjacke aus, so viel Stil muss sein. Der Sound war wirklich fett, reduziertes Riffing mit akzentuierter Betonung, die Instrumente wurden benutzt, um Geschichten zu erzählen – wenn nicht gespielt wurde, plauderte Alavi eben aus dem Nähkästchen, wenn auch manchmal ein bisschen zu viel. Und dann wieder dieser tonnenschwere Slow-Motion-Rock, der einige tatsächlich zum Headbanging animierte. Fazit: ein gelungener Rock-’n’-Roll-Abend mit zwei großartigen Bands. Aber auf Abende dieser Art kann man sich im Kuze ja verlassen.

Oliver Dietrich

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