Kultur: Parodie und Persiflage Faschingskonzert des Staatsorchesters im Nikolaisaal
Mit Monsterkrummhorn, Miniokarina, musikalischen Gummi-Hühnern und Forellen vergnügte das englische Duo „The Classic Buskers“ sein Publikum beim Faschingskonzert im Nikolaisaal in Potsdam. Als echter Glücksfall erwiesen sich die kuriosen Briten, die für das ausgefallene Gerald-Hoffnung-Konzert kurzfristig eingesprungen waren.
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Mit Monsterkrummhorn, Miniokarina, musikalischen Gummi-Hühnern und Forellen vergnügte das englische Duo „The Classic Buskers“ sein Publikum beim Faschingskonzert im Nikolaisaal in Potsdam. Als echter Glücksfall erwiesen sich die kuriosen Briten, die für das ausgefallene Gerald-Hoffnung-Konzert kurzfristig eingesprungen waren. Zu zweit oder im Verein mit dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt zelebrierten sie musikalischen Humor auf Hochniveau. Im Sinne Mozarts Musik zu machen „für aller Gattung Leute, ausgenommen für lange Ohren nicht“ ist die hohe demokratische Kunst der Classic Buskers. Parodie und Persiflage, musikalische Stilmittel seit jeher, sind ihre ureigene Domäne – zum Vergnügen des Publikums. Wer jemals den Minutenwalzer von Frederic Chopin in rasantem Tempo auf der Miniokarina gehört und dabei auf die Uhr geschaut hat, der weiß, wieso er Minutenwalzer heißt, auch wenn er nicht eine, sondern zwei Minuten lang ist. Michael Copley ist der leicht verrückte Virtuose der Windinstrumente – ob Piccolo, Blockflöten, Querflöte bis hin zu merkwürdigen Pfeifwerkzeugen wie Eunuchflöte und Nasenflöte - ihm ist wohl kein Blasinstrument fremd. Er schafft es sogar, auf zwei Flöten gleichzeitig zu spielen und zwar richtig (!), wie bei Georg Friedrich Händels Feuerwerksmusik. Ein subtiles Highlight feinsinniger Komik lieferte Copley mit dem Solo des beliebten Geigenschmachtfetzens „Meditation“ von Jules Massenet, das er mit melancholischer Hingabe auf dem Digitalhorn in der Begleitung des Staatsorchesters Frankfurt blies. Kompagnon Ian Moore beschränkte sich zumeist auf sein kleines rotes Hohner-Akkordeon. Seinen Höhepunkt hatte er als Vokalist: In der Rolle der „Königin der Nacht“ wuchs er über sich hinaus - und das Publikum lag ihm lachend zu Füßen. Die beiden trockenen Engländer überzeugten nicht nur mit Humor, sondern durch ihr Können: Als klassisch ausgebildete Musiker und Sänger kennen sie sich in der Musikgeschichte aus, zudem spielen sie alle Stücke auswendig (!), ja, ihr ausgeprägtes Musik-Talent ermöglicht es, ganz respektlos verschiedene Stücke miteinander zu mischen. Nur wahre Könner wie sie bringen solche ungeniert-liebevoll zusammengemixten Kunststückchen aus Musik, Witz und Humor zustande. Da mussten auch die Musiker des Brandenburgischen Staatsorchesters immer wieder lächeln. Selbst ihr Dirigent Manfred Mayrhofer konnte den Späßen der Classic Buskers nicht widerstehen. Mit Verve forderte er den Frankfurtern rasant-feurige Interpretationen verschiedener beliebter Orchestertänze ab. Als Österreicher lag Manfred Mayrhofer die Wienerische Musik sehr am Herz. Mit zwei Werken von Johann Strauss brachte er gar einen Abglanz vom Wiener Opernball in den Nikolaisaal. Ein zuckersüßes Bonbon in dieser gelungenen Faschingsgala war der Überraschunsauftritt der blutjungen Sängerin Alexandra Lubchansky mit einem Lied aus der Bernstein-Oper „Candide“ und der Arie „Mein Herr Marquis“ aus der „Fledermaus“ von Johann Strauß. Die ausgebildete Pianistin und preisgekrönte Sängerin war vor drei Tagen erstmals als Zerbinetta im Marinskytheater in Petersburg aufgetreten – auf Einladung von Valery Gergieff. Alexandra Lubchansky hinterließ mit glanzvollem Sopran und charmantem Auftreten nachhaltigen Eindruck - nicht zuletzt beim Dirigenten, der ihr eine baldige Rückkehr nach Potsdam wünschte. Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern
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