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Kultur: Paul Smith – nicht ohne seinen Hut Maximo Park

beim Fritz-Konzert

Stand:

Der Hut gehört dazu. Man kennt Paul Smith fast nur mit Kopfbedeckung. Was in Musikerkreisen nicht gerade außergewöhnlich ist. Auch Pete Doherty, Sänger und Skandalnudel der Babyshambles, lässt sich mit Vorliebe mit speckigem Kopfschmuck ablichten. Doch Smith scheint mit seinem Hut wie verwachsen. Egal wie ausgelassen sich der Sänger beim Radiokonzert seiner Band Maximo Park am Freitag im Foyer der Fritz-Studios gebärdete – und er gebärdete sich wirklich wild – sein Hut saß immer perfekt.

Warum diese Geschichte vom Hut? Mehr war ja nicht zu sehen von diesem Konzert in den hinteren Reihen. Wobei von hinteren Reihen zu sprechen, eigentlich irreführend ist. Denn vielleicht gerade einmal 60 Leute fanden in dem kleinen Raum Platz. Und in einer Art Nische tobten Maximo Park. Musikalisch gut hörbar, sichtbar nur am scheinbar unstillbaren Bewegungsdrang von Paul Smith, es sein denn man stand direkt an der Bühne. Das Publikum genoss trotzdem in vollen Zügen, denn Maximo Park in fast schon wohnzimmerartigen Atmosphäre zu erleben, hat schon eine besonderen Reiz.

Für die Fünf von Maximo Park war das vergangene ein sehr gutes Jahr. Ihr Album „Our Earthly Pleasures“ schaffte es bis auf den zweiten Platz der britischen Charts, eine Welttournee mit über 120 Konzerte und massenhaft verkauften Platten. Doch den eigentlichen Ritterschlag bekamen Maximo Park erst in ihrer englischen Heimatstadt Newcastle, als die örtliche Brauerei ihnen anbot, für eines der traditionellen Biere ein limitiertes Etikett zu entwerfen. Maximo-Reklame auf einer Bierflasche. Solche Ehre war bisher nur einem Fußballspieler vorbehalten.

Bierflaschen waren vereinzelt auch im Foyer der Fritz-Studios zu sehen. Kein englisches, sondern ein deutsches Produkt. Auf einem Tresen standen, mehr oder weniger unbeachtet, zwei Tabletts mit Käsebrötchen. Was jedoch am meisten verwunderte, war die massive Präsenz von Foto-Handys. Die Band spielte, Paul Smith explodierte in immer kürzeren Abschnitten – wie schon gesagt, mit stets perfekt sitzendem Hut – und das junge Publikum, bei allem Jubel und Geschrei, war stets darauf bedacht, mit ruhiger Hand gute Bilder vom Geschehen auf der Bühne zu machen. Smith und Co. ließen sich davon nicht beirren, hatten ihre Freude daran, vor der überschaubaren Schar glücklicher Anhänger zu spielen. Gelegentlich nur beklagte sich Paul Smith über die für seine schwungvollen Sprünge doch eigentlich zu kleine Bühne.

Viel Zeit darüber nachzudenken blieb nicht. Denn mit ihrem treibenden Punk-Wave-Gemisch ließen Maximo Park gerade mal kleine Pausen, um schnell wieder zu Atem zu kommen. Ansonsten ging es gut eine Stunde lang Schlag auf Schlag durchs Maximo-Park-Programm: Knallige E-Gitarre, ein hektisches Schlagzeug, ein paar elektronische Spielereien und über allen Paul Smiths markanter Gesang. Zum Ende hin war die Luft zum Schneiden dick.

Paul Smith Hang zur exzessiven Körperertüchtigung hatte im Publikum ansteckende Wirkung gezeigt. Dirk Becker

Dirk Becker

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