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Kopfüber. Der Pomonatempel aus der Sicht des Bassins.

© Eva Moeller/Promo

Kultur: Pfingstberg, seltsam verschwommen Eva Moellers Fotos stellen ihr Sujet auf den Kopf

Die Fotos von Eva Moeller sind zur rechten Zeit am rechten Ort. Die Zeit heißt jetzt auch Sommersaison, der Ort, das ist der Pomonatempel auf dem Pfingstberg, wo Moellers Fotos in einer Mini-Ausstellung zu sehen sind.

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Die Fotos von Eva Moeller sind zur rechten Zeit am rechten Ort. Die Zeit heißt jetzt auch Sommersaison, der Ort, das ist der Pomonatempel auf dem Pfingstberg, wo Moellers Fotos in einer Mini-Ausstellung zu sehen sind. Natürlich handeln sie auch von diesem Hügel, vom Belvedere darauf, allerdings ziemlich verschwommen.

Das ist vollste Absicht, die gebürtige Thüringerin möchte, dass man so scharf gar nicht sieht. Oder ist der Betrachter der mit „Wasserspiegel - Himmelsbögen“ betitelten Schau dazu gar nicht in der Lage? Eva Moeller fotografiert die wuchtigen Fensterbögen und hohen Balustraden dieses Schmuckbaus nicht direkt, sondern im ruhelosen Spiegel des Wasserbeckens – bei Regen und Wind. So entstehen krause, krude Fotos, gut für die Meditation, denn sie gleichen ihren Originalen nie. Sie sind anders und doch immer auch gleich, so ist das mit der Zauberei.

Man fühlt sich direkt an die Worte Novalis’ erinnert: „Unser sämtliches Wahrnehmungsvermögen gleicht dem Auge.“ Die Objekte müssten durch sie spiegelnde Medien – wie den Augapfel – hindurch, um richtig auf der Pupille zu erscheinen. Die Welt im Spiegel, der Spiegel als Welt – und das alles auf dem Pfingstberg? Ganz schön ansspruchsvoll. Wenn der Wind übers Wasser geht, kräuselt sich seine Oberfläche und mit ihm die gespiegelten Bilder des Prunkbaus. Regentropfen und Wind machen neue Bilder daraus, so wirkt etwa die hoch aufstrebende Innenwand des Gevierts im Wasser wie der Blick nach Vineta, der versunkenen Stadt. Manches hat Farbe, vieles ist grau. Auf solche Effekte muss man geduldig warten können, so etwas muss man erst einmal sehen.

Eva Moeller, 1942 in Thüringen geboren, hat einen geschulten Blick. Auch in ihrer Malerei geht sie dem Gedränge der Metropole oder den Grenzlinien zwischen Luft und Meer, dem Horizont, nach. Effekt haben ihre Aufnahmen – aber auch Wirkung? Wer kennt schon die Philosophie eines Spiegels, das letzte Geheimnis des Lichts. Eva Moeller eher nicht, sie bietet dem Betrachter lediglich in Verfremdung das, was er gleich nebenan ohnehin sieht. Das gilt aber nur für hartgesottene Rationalisten. Spiritueller Orientierte werden bei den zwölf Fotos an das Märchen von Frau Holle denken, in dem sich der Himmel im Brunnenwasser spiegelt, das Mädchen hineinfällt – und nicht unten, sondern oben, im Himmel ankommt. Bei Moellers Fotos ist es genauso: Man schaut in die Tiefe – und erkennt die Höhen dieser Architektur. Gerold Paul

Eva Moellers Fotos sind noch bis Sonntag, den 7. September, im Pomonatempel auf dem Pfingsberg zu sehen. Geöffnet ist samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.

Gerold Paul

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