Kultur: Phantasticus
Kammerkonzert in der Französischen Kirche
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Fast klang es wie eine Entschuldigung. Das Programm mit Triosonaten von Dietrich Buxtehude und Johann Philipp Krieger habe man ausgewählt, weil diese Stücke dem Musiker so viel Freude bereiten, sagte Johannes Weiß am Dienstagabend in der Französischen Kirche. An das Publikum, so klang es zwischen den Zeilen, habe man dabei weniger gedacht. Über so viel Rücksichtslosigkeit kann der Zuhörer sich nur freuen.
Buxtehude und Krieger also, unter dem Motto „matchpoint Copenhagen“, von der Violinistin Claudia Mende, der Gambistin Heidi Gröger und dem Cembalisten Johannes Weiß in einem Kammerkonzert in der Französischen Kirche interpretiert. Den etwas ungewöhnlichen Titel hatten die Musiker gewählt, weil Copenhagen der einzige Ort gewesen sein könnte, an dem sich die beiden Komponisten hätten begegnen können. Eine Hypothese, interessant vor allem für Biographen und Musikhistoriker. Dass es bei den beiden genug Berührungspunkte gegeben hat, ohne dass sie sich dabei hätten begegnen müssen, zeigt ihre Musik.
Im so genannten Stylus Phantasticus sind die drei Sonaten von Krieger und die vier von Buxtehude komponiert worden. Einer Form der Kammermusik im 17. Jahrhundert, in der die strenge Satzform aufgebrochen wurde für ein freieres, fast schon an Improvisationen erinnerndes Spiel. Und schnell wurde dem Zuhörer klar, warum diese Sonaten den Musikern eine solche Freude bereiten.
Voll Überraschungen ist diese Musik. Gerade noch mit gemessenem Schritt in größter Gelassenheit, schlägt sie im nächsten Moment die wildesten Haken und Kapriolen. Mit sicherem Gespür für die Affekte und die nötige Spannung spielte das Trio mit einer Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit, dass die Freude der Musiker auch schnell zu der der Zuhörer wurde. Mal Monolog, dann Dialog oder ausgelassenes Dreiergespräch herrschte zwischen Claudia Mende, Heidi Gröger und Johannes Weiß fast schon blindes Verständnis. Auch wenn es schwer fällt, bei den drei Musikern gewichten zu wollen, so muss doch vor allem das Spiel von Claudia Mende erwähnt werden. Mit schlankem und trotzdem immer ausdrucksstarkem Ton, mal lyrisch, mal mit leichtester Rauhigkeit, brachte sie feinste Farben und Schattierungen ins Spiel. Mit knapp einer Stunde zwar ein kurzes, aber in Erinnerung bleibendes Konzert. D.B.
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