
© Karola Teschler
Kultur: Picknick in Oman
Die Galerie „ae“ zeigt Fotos aus dem Sultanat
Stand:
Mit Worten lässt sich trefflich streiten, mit Worten ein System bereiten, heißt es in Goethes „Faust“. Mit Fotos geht das auch. Diesen Eindruck bekommt man jedenfalls bei der fünften Staffel von Angelika Euchners „Stadtporträts“ in der Galerie „ae“. Die Islamwissenschaftlerin besucht immer wieder verschiedene Städte im arabischen Raum, immer mit dem Gedanken an eine Ausstellung im Hinterkopf. Diesmal zeigt sie in ihrer Galerie Bilder aus Muscat, der Hauptstadt Omans.
Dort regiert seit 1970 ein Sultan, der, so heißt es, gut für sein Volk und die vielen Gastarbeiter aus dem islamischen Raum Asiens sorgt, der Bildung und Fortschritt fördert und auch den Frauen manches Recht einräumt. Der dort vorherrschende Zweig des Islam, der Ibadhismus, heißt es, verabscheue Gewalt regelrecht –und das alles ohne die hierzulande geheiligte und allein seligmachende Demokratie.
Obwohl sich die Galeristin für den Oman so richtig ins Zeug gelegt hat, sind keine Fotos von ihr selbst dabei. Zu sehen sind Arbeiten von sechs Kollegen, solche mit deutschem ebenso wie solche mit arabischen Namen. Ein stolz blickender Knabe mit blauem Turban und Gürteldolch ist das Foto Nummer eins dieser Ausstellung. Ahmed Abdulah Al-Shukaili hat es gemacht. Jörg Leuthoff interessierte sich für die Bauwerke der Metropole, unter denen Sultanspalast, Große Moschee und das Opernhaus besonders auffällig sind. Einzige Fotografin ist Badour Al-Ryami. Von ihr stammt das Foto, auf dem eine Frau der Wüste ihren roten Gebetsteppich überlässt.
Die meisten sind Gelegenheitsfotos, die Begleittexte oft mit zu viel hiesigem Gedankengut befrachtet. Sie als repräsentativ für irgendetwas anzusehen, liegt eher fern. Mit einer Ausnahme: Der Fotograf Hassan Meer hat mit der Bildfolge „wedding post“ einen künstlerischen Aspekt in diese Verkaufsschau gebracht. Sie zeigt einen tief verschleierten Mann und eine junge Frau vor ihrer Hochzeit. Im Gegensatz zu ihm trägt sie lediglich eine Art Nasenschleier. Hochzeit nach Wahl der Eltern mitten im Fortschritt, Briefe darf man sich schreiben, sich aber vorher nicht sehen. Ein „Nein“ beim ersten Sehen ist trotzdem möglich.
Hübsch, wie der Fotograf die arabischen Liebesbriefe auf ihre Kleidung projiziert und die Braut sich verliebt in der Mondsichel wiegt. Das ist dann tatsächlich mehr, als einem Picknick oder einer Baustelle unbedingt Sinntiefe einhauchen zu wollen. Gerold Paul
Gerold Paul
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