
© Promo
"Cavewoman" am Samstag in der Waschhaus-Arena: „Pilze sammeln heißt heute Shopping“
Heike Feist blickt zurück in archaische Zeiten und berichtet vom ewigen Missverständnis zwischen Mann und Frau
Stand:
Frau Feist, sehnt sich die moderne Frau zurück in die Höhle?
Kommt drauf an, wie die Höhle aussieht. Wenn sie aufgeräumt ist, gerne, wenn nicht dann nicht. Aber ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Ich glaube, dass da jede Frau anders ist.
Sie sind mit dem Solostück „Cavewoman“ am morgigen Samstag in Potsdam zu erleben und philosophieren über das ewige Dilemma zwischen Mann und Frau. Der Titel ist auch eine Anspielung auf das erfolgreiche Stück „Caveman“?
Das ist nicht nur eine Anspielung, sondern quasi die andere Seite. Bisher haben wir immer Tom reden hören, jetzt gucken wir mal ins Wohnzimmer, wo er quasi gerade rausfliegt. Das Stück fängt damit an, dass sie ihn rausschmeißt. Dann sieht sie plötzlich die Leute, das Publikum und ist überrascht. Und dann fängt sie an zu erklären, warum, wieso und weshalb. Als Frau kommt man ja gerne vom I-Tüpfelchen zum nächsten I-Tüpfelchen und so sind dann, zack, genau zwei Stunden rum.
Und dafür braucht es die Höhle?
„Cave“ kommt eigentlich daher, dass man sagt: Bestimmte Verhaltensweisen haben wir einfach aus der Höhlenzeit. Wir sollten uns das mal bewusst machen und uns nicht immer darüber aufregen, dass der andere so anders ist. Der kann nämlich nichts dafür.
Sie meinen, der Mann kann nichts dafür, dass er so ist, wie er ist?
Beide können nichts dafür. Die Frau auch nicht. Ich finde, das Einkaufen ist immer so ein typisches Beispiel dafür. Ich habe immer das Gefühl, der Mann geht erst dann einkaufen, wenn er was braucht. Die Frau geht einkaufen, wenn sie einkaufen will. Sie könnte ja was finden. Für die Frau ist das fast ein Privatvergnügen. Aber es steckt so in ihr drin, noch aus dieser Jäger-Sammler-Zeit. Der Mann ist auf die Jagd gegangen, hatte also ein klares Ziel: hin, totmachen und nach Hause schleppen. Die Frau ist Sammeln gegangen, und wenn man Pilze sammeln geht, dann geht das nicht so schnell. Das braucht seine Zeit. Man muss immer überall gucken, anfassen und riechen. Das ist das, was Frauen heutzutage Shopping nennen und was Männer nervt.
Warum fällt es uns so schwer, diese Verhaltensmuster zu akzeptieren?
Beim anderen oder bei sich selbst? Ich glaube, die Frauen akzeptieren das bei sich selbst ganz gut.
Aber wenn man als Mann das manchmal beobachten muss, wenn Frauen einkaufen, sehen die auch nicht immer glücklich aus.
Die Frauen? Warum?
Nun, sie suchen etwas und finden es doch nicht. Oder sie haben eine Hose gefunden, müssen aber feststellen, dass die doch ganz schön kneift.
Aber ich finde, die Frau ist da unermüdlich, deswegen ist sie ganz zufrieden damit. Wenn sie in dem Laden nichts findet, geht sie halt in den nächsten.
Männer sind da anders, zielstrebiger?
Der Mann sagt: Mensch, ich brauche eine Hose. Er geht in den Laden, will die Hose und wird nach der Größe gefragt. Was für eine Größe? Ach, es gibt verschiedene? Mensch, die weiß ich jetzt gar nicht.
Und dann auch noch die verschiedenen Farben.
Ach was, die Farben sind auch noch verschieden? Ich brauche eine Hose. Meine Hose ist aufgetragen, so denkt der Mann. Wenn man mal zu Karstadt geht oder so, dann sind da solche Bänke, auf denen sitzen immer Männer. Ich finde, die sehen immer unglücklich aus. Die haben auch immer drei Tüten zwischen den Beinen und man sieht, dass da irgendwelche schönen Stöffchen von der Frau drin sind. Meist hört man die Frau dann noch sagen: Klaus, bleib ruhig sitzen, ich komme gleich wieder. Und Klaus sitzt dann da und denkt sich: Gott, wir sind hier schon gefühlte zehn Stunden und die findet immer noch was.
Warum schaffen wir es nicht zu sagen: Du gehst sammeln, ich geh jagen?
Weil man ja zusammen ist. Sonst bräuchte man ja keine Pärchen bilden. Wir probieren halt irgendwie, den anderen auf unsere Seite zu ziehen. Im schlimmsten Fall, was ich ganz schrecklich finde, aber was leider in uns drin steckt, versuchen wir den anderen zu verändern.
Aber das ist doch etwas, das vor allem Frauen wollen.
Viele Frauen denken: Den biege ich mir schon irgendwie hin. So wie ich ihn brauche. Und dann soll der Mann quasi Eigenheiten übernehmen, und das tut dem gar nicht gut.
Ist dann die Frau nicht doch unzufriedener, weil sie den Mann verändern will?
Nein, das glaube ich nicht. Die Frau ist mehr für das Multitasking, die kümmert sich um alles. Die kümmert sich um den Haushalt, kümmert sich darum, dass alles gemütlich ist und sie kümmert sich um den Mann. Dass er auch noch ein bisschen was lernt, über Farben, über Formen, übers Putzen.
Auch über Hosengrößen?
Ja, auch das. Ich glaube, der Mann würde am liebsten allein mit seinem Speer durch die Savanne laufen. Das wollen wir ihm natürlich abgewöhnen. Da spielt bei uns Frauen auch dieses Mutterding mit rein. Das mag ich so an diesem Stück: Zwei Stunden lang kann man in „Cavewoman“ über Dinge lachen, die einen sonst zu Hause total aufregen. Du denkst: Man, kann der seine Klamotten nicht in den Wäschekorb schmeißen? Muss das immer überall rumfliegen? Und dann sitzen die nebeneinander und lachen miteinander. Das ist so ein erstes Annähern.
Aber nur so lange, bis sie zu Hause wieder feststellen muss, dass er wieder seine Klamotten überall verteilt hat.
Wenn sie schlau sind, erinnern sie sich bei diesem Streit an „Cavewoman“ und können dann vielleicht sogar lachen. Ich sage immer: Wer miteinander lacht, kann nicht miteinander streiten. Das ist die Kunst, alles mit einem Zwinkern zu sehen und wirklich zu sagen: Kein Mensch ist ohne Macke, weder Mann noch Frau. Aber mal liebevoll auf den Partner zu gucken. Bei „Cavewoman“ ist ja alles übertrieben. Das sind Klischees, sonst würde man nicht lachen können. Das hat ja auch etwas sehr Befreiendes. Und die Erinnerung daran mitzunehmen und zu sagen: Mensch, so ist sie halt.
Wenn wir bei dem Bild vom Mann als Jäger und der Frau als Sammlerin bleiben, wem von beiden ist es besser gelungen, sich an die heutige Zeit anzupassen?
Ich glaube, es geht heute nicht mehr darum, dass man das auslebt. Obwohl der Mann da noch seine Momente braucht. Wenn er sagt: Ich geh aufs Klo, da habe ich meine Ruhe. Das ist wie beim Jagen. Wenn du sitzt, kommt ja nicht sofort ein Reh vorbei, sondern du sitzt da und lauerst und hast deine Ruhe. Das Klo ist so ein schöner Ort, an den man sich zurückziehen kann.
Auch um über Probleme nachzudenken.
Das machen wir ja auch sehr verschieden, Männer und Frauen.
Männer sind mehr problemlösungsorientiert, Frauen sind problemfixiert.
Wir Frauen wollen darüber reden, wir wollen verstanden werden, wir wollen, dass der andere sagt: Ja, das stimmt. Wir wollen erst einmal die ganze Energie loswerden. Der Mann will eine Lösung. Ich kann das selber manchmal nicht leiden. Wenn jemand sofort mit einer Lösung kommt und sagt: Mach das doch so oder so. Darum geht es mir in dem Moment gar nicht. Mir geht es darum, dass ich erst mal alles rauslasse und er sagt: Ja, stimmt, hast recht. Also dass man das erst einmal verarbeitet und dann kann die Lösung kommen.
Das ewige Missverständnis zwischen Mann und Frau.
Ich glaube schon, dass wir sehr verschieden sind. Damit umzugehen ist einfach schwer. Es ist so schwer, den anderen Menschen so zu lassen, wie er ist. Das ist eine der schwersten Übungen, die man in einer Partnerschaft hat. Es geht um das Verständnis, den anderen zu verstehen und ihn wirklich zu lieben und auch mit einem Augenzwinkern auf seine Eigenheiten zu gucken.
Das Gespräch führte Dirk Becker
Heike Feist mit „Cavewoman“ am morgigen Samstag, 20 Uhr, in der Waschhaus-Arena in der Schiffbauergasse. Der Eintritt an der Abendkasse kostet 25 Euro
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: