Kultur: Pin-Up Art
Lustvoller Blick Torsten Mäders im Waldschloss
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Lustvoller Blick Torsten Mäders im Waldschloss Wenn Sprayer erwachsen werden, kommen die Männerphantasien. Sie hängen im Waldschloss, es ist schon die zweite Ausstellung des Neu-Potsdamers Torsten Mäder. „Ich war so froh, eine Frau zu malen, deren Proportionen stimmen – dabei bin ich dann geblieben.“ Zur Vernissage hängen neun Ideal Pin-Ups auf schwarzem Karton in der Gaststube. Ihre Brüste kugelrund, immer spärlich oder gar nicht bekleidet. Mit 28 Jahren ist man zu alt für Graffitis. „Ich bin ein Wendekind," erzählt der Künstler mit dem freundlichen Gemüt. „Als die Jugendbewegungen bei uns anfingen, war ich erst Punker, dann kam der Hip-Hop – das war mein Ding. Eine tolle Zeit.“ Torsten Mäder kam vor drei Jahren aus Weimar nach Potsdam und hat dort vor allem legal gesprüht. In Jugendclubs hat er geholfen, die Wände zu verschönern. Ohne städtische Förderung, sondern weil es Spaß macht. Dann kam die Kulturhauptstadt 1999, und der Spaß war zu Ende. Nach Potsdam wollte Mäder, der sein Fachabitur inzwischen nachgeholt hatte, um an der Fachhochschule Kommunikationsdesign zu studieren. Seine Pin-Ups sind vom gelernten Bauzeichner sehr sauber und detailreich ausgestaltet, wie gedruckte Comicfiguren. Er zeichnet mit Copics-Stiften, die aus Japan kommen. Sie werden vor allem im Modedesign verwendet. „Toll“, sagt Mäder, „wie man mit denen die Farbverläufe hinbekommt.“ Die Idealmädchen, mal mit Bierflasche, mal nackt mit grünen Außerirdischen, schauen nicht seelenlos. Es ist, als ob diese Figuren gerade zum Leben erweckt wurden und sich dessen noch ungewiss sind. Zweimal hat er sich vergeblich bei der FH um einen Studienplatz beworben. Und die Begründung? „3 von 15 Punkten, das war die Begründung.“ Inzwischen arbeitet Mäder in der Werbeagentur „Mediaservice“, die u.a. für die Sparkasse tätig ist. Irgendwie ist der Comiczeichner und Ex-Sprüher zum neuen alternativen Stadtmagazin krul gekommen. „Ich wollte eigentlich nur einen Comic abgeben und bin dann geblieben." Jeder ist in der Redaktion für alles zuständig, was er kann. So denkt sich Mäder für jede Ausgabe die witzige Seite „Zahlen nach malen“ aus, gestaltet für gute Werbekunden die Anzeigen und liefert Comicfiguren. Seit einiger Zeit steht Mäder in seinem kleinen Atelier auch vor richtiger Leinwand und malt mit Acrylfarben. Auch hier malt er Frauenkörper, aber auch Porträts und „fotorealistische, schmutzige Bilder“. Seine im Waldschloss hängenden Werke versteht er als ironisierende Umsetzung von 50er und 60er Jahre Pin-Ups. Die Dinger sind unter Kennern sehr begehrt. Den Anlass für die jetzige Ausstellung lieferte eine Bekannte, die bei dem sympathischen Künstler ein Seemanns-Pin-Up bestellte, es heißt „Sailor´s Dream“ und ist unter den Exponaten. Seine künstlerischen Ziele für die nächste Zeit? „Einfach leben - keine Ahnung, ich mag einfach keine Pläne machen.“ Torsten Mäder steht am Anfang einer gestalterischen Karriere. So, wie seine Idealfrauen noch nach einer Seele suchen wird sich seine Kunst finden. Die richtige Lebenseinstellung dazu besitzt er bereits. Matthias Hassenpflug
Matthias Hassenpflug
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