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Kultur: Pop kommt von Pommes

Die Belgier von „Das Pop“ im Waschhaus

Stand:

Die Belgier von „Das Pop“ im Waschhaus Konnte es wirklich sein, dass man im Waschhaus den perfekten Popsong hörte? Und nicht nur einen, gleich eine ganze Stunde lang glaubte man einen goldenen zur Schreinhaftigkeit erwachsenen quasi Ur-Song nach dem anderen zu hören? Ereignete sich in diesen eher kargen Zeiten der musikalischen Sinn- und Ausdrucksmißverständlichkeit, ein Wunder des Pop? Welche Tausendsassas steckten dahinter? Ein Trio aus Gent, das sich, und das erscheint denn auch folgerichtig, den Namen „Das Pop“ gegeben hat. Doch Zweifel tun sich auf. Die Suche nach dem perfekten Song gleicht der vergeblichen Suche nach dem Heiligen Gral. Ob der nun gerade von belgischen Mittzwanzigern gefunden wurde, erschien unwahrscheinlich. Unser Nachbarstaat hat sich bislang am Fortschritt des Pop kaum beteiligt, sondern sich an erster Stelle durch die Erfindung der in Öl gesiedeten Kartoffelstäbchen ins Gedächtnis gebrannt, um nicht fritiert zu sagen. Die Wirkung der scheinbar so perfekten Songs von „Das Pop“ ähnelte tatsächlich dem Gefühl, das sich nach dem Verzehr von Pommes einstellt. Die vorgestellten Lieder auf der CD „The Human Thing“ rutschten zwar zunächst runter wie Fritten mit Majo, jedes Stück eine knusprige Versuchung. In punkto Verdaulichkeit ging es bei Reinhard an der Gitarre, Niek am Bass und Bent, aber doch wie beim Fast Food. Da sagte ein dumpfes Gefühl in der Magengegend, dass etwas komisch ist, wenn man auch nach einer Riesenportion hungrig bleibt. „Das Pop“ offenbart Schwächen im Nährwert: in der Formel ihres Menüs fehlt die gewisse „Würze“. Klar singt Bent, von dem es heißt, er wäre ein Mädchenschwarm, hinter seinem Mikro, gefesselt am Schlagzeug, mit tadellos kräftiger Stimme, klar kann Reinhard seine Gitarre rocken lassen. Aber zu Oasis fehlt ihnen die hymnisch großkotzige Geste, zu Blur das gewisse Schräge, der musikalische Silberblick auf den zur Liebe Bereite nun mal stehen, und zu Air, zum Glück, das schafhaft Sanfte. Kein Mädchen kreischte. Und auch Knutschpärchen, die durch „Das Pop“ angeblich angestachelt werden sollten, waren nicht zu sehen. Diese Rezeptur, führt tatsächlich zum Ergebnis, den der Name "Das Pop" versinnbildlicht. Nichts Eigenes, nur Oberbegriff. Eine treffliche Wahl für eine Band, die alles richtig machen will und den gemeinsamen, transeuropäischen Pop-Nenner gefunden zu haben glaubt. „Das Pop“, ein makelloser Brilliant für die einen, süffiger Ex-und-Hop-Pop für die anderen, könnte daran anknüpfend ein neues Genre gründen: den Euro-Pommes-Pop. Matthias Hassenpflug

Matthias Hassenpflug

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