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Kultur: Potsdam und die Welt

Galerie a/e: Ihre alten Meister in neuen Räumen

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Es beginnt mit einem wuchtigen Satz: „Die Welt als Wille und Vorstellung“ steht in der neuen Galerie von Angelika Euchner in der Charlottenstraße. Worüber sich der Philosoph Arthur Schopenhauer in seinem philosophischen Hauptwerk den Kopf zerbrochen hat, das hat der Künstler Jan Beumelburg auf eine schlüssige Kurzformel verdichtet: ein Spruch, geschrieben auf einen Globus.

Mehr als 40 Ausstellungen hat die Galeristin Euchner in den vergangenen Jahrzehnten organisiert. In ihrer ersten Ausstellung in neuen Räumen zeigt sie jetzt Künstler, mit denen sie ständig zusammenarbeitet und die das Profil der Galerie prägen. So entsteht ein Querschnitt durch die Potsdamer Kunstszene. Nicht wenige der Künstler kommentieren die Welt mit ein wenig Ironie.

Das Mädchen mit dem Perlenohrring von Jan Vermeer in der Version von Jan Beumelburg trägt eine rote Clownsnase. Über dem Porträt seines Hundes mit dem Namen „Cartoon“ von Bernd A. Chmura schwebt ein Heiligenschein und die Abschussrampe der Rakete des Astronauten auf dem Foto von Joachim Liebe ist ein Blumenbeet. Maler Menno Veldhuis meldet sich nach einem Schlaganfall mit einer kleinen figürlichen Zeichnung zurück: „Homonini“. Das Blatt zeigt, dass Veldhuis auch dieses Format meisterlich beherrscht. Euchner präsentiert in den neuen Räumen also ihre alten Meister, so der Titel der Ausstellung. Und dem Potsdamer „Altmeister“ Peter Rohn gelingt mit dem Bild eines einsamen, beleuchteten Tannenbaums vor einen Wohnblock eine ganz eigene Stimmung, die unspektakulär, aber einfühlsam moderne Urbanität im gemalten Bild verdichtet.

Aber die Ausstellung gewährt auch einen Ausblick weit über Potsdam hinaus. Malerische Fotos fernöstlicher Sonnenuntergänge hat der weit gereiste Fotograf Klaus Fahlbusch aus dem Mekong Delta mitgebracht. Wassermassen rauschen in Fahlbuschs Fotos der Iguacu-Wasserfälle. Die mexikanischen Gräber auf den gepixelten Ölbildern von Sibylla Weisweiler schmücken nicht nur Blumen, sondern auch Puppen und Totenköpfe.

Der Blick in die Welt hinaus ist Euchner wichtig. Die Galerie wünscht sie sich auch als ein Zentrum kulturellen Austausches. Daher plant sie im kommenden Jahr eine Ausstellung mit Bildern des Fotografen Mark Mühlhaus, der in Rojava den Alltag der jesidischen Flüchtlinge fotografiert hat, die vor der Terrororganisation „Islamischer Staat“ in die beiden kurdischen Städte Cizire und Kobane geflohen sind. „Da machen wir uns hier in Potsdam Gedanken über das Gedrängel im Supermarkt vor Weihnachten und dort werden Verwundete beim Licht von Handy-Taschenlampen mit Notwerkzeugen operiert“, sagt Euchner, betroffen angesichts der Fotos, die in einer Zusammenarbeit mit der internationalen Nichtregierungsorganisation Medico entstanden sind.

Fortsetzen möchte Euchner auch ihre Reihe, in der sie Städte des mittleren und nahen Ostens mit Fotografien und Künstlern vorstellt. „Aber nur von Städten, in denen ich selber gewesen bin und von denen ich einen eigenen Eindruck erhalten habe“, sagt Euchner. Vielleicht wird sie in ihrer Galerie eine Gesprächsreihe über die Reichweite der Kunst in einer von Spannungen geprägten Welt initiieren. „Kunst kann eine weite Perspektive haben und auch Stellung beziehen“, überlegt die Ausstellungsmacherin. Richard Rabensaat

Richard Rabensaat

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