Kultur: Potsdams Theatertouren machen von sich reden
85 Kulturprojekte führen „ Kinder zum Olymp“
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85 Kulturprojekte führen „ Kinder zum Olymp“ „Ich bin sehr dafür, wenn jedes Kind einen Zugang zum Computer hat, aber vielleicht wäre es auch gut, wenn jedes Kind Zugang zu einem Musikinstrument hätte", sagte Bundesinnenminister Otto Schily, einer der prominenten Paten des Buches „Kinder zum Olymp – Wege zur Kultur für Kinder und Jugendliche". Dieses im Wienand Verlag Köln erschienene Kompendium zur Fantasie- und Kreativitätsbeflügelung junger Menschen enthält 85 beispielhafte und ermutigende Projekte aus allen erdenklichen Bereichen der Kultur. Eingang in dieses von der Kulturstiftung der Länder initiierte Projekt fanden auch die Theatertouren des Potsdamer Kinder- und Jugendtheaters des HOT. Bereits zwei Mal nutzte die Theaterpädagogin Manuela Gerlach, unterstützt von Praktikanten und vom Theaterjugendklub, das architektonische Flair der Stadt, um das Publikum auf Inszenierungen einzustimmen. Für die Geschichte des holländischen Mädchens „Hilletje Jan“, das im 18. Jahrhundert in Utrecht lebte und nach dramatischen Verwicklungen und als Mann verkleidet ein berühmter Kapitän wurde, zog die Theatercrew ins Holländische Viertel. Hilletjes Abenteuer ereigneten sich schließlich fast zeitgleich zur Entstehung des unter Friedrich Wilhelm I. erbauten märkischen Klein-Hollands. In authentischer Kulisse entwickelten die jugendlichen Darsteller ein Rollenspiel, das in seiner Figurenkonstellation schon mal für das Schauspiel auf der Bühne anwärmte. Für das Henning Mankell-Kriminal-Theaterstück „Der gewissenlose Mörder Hasse Karlsson" wurde das Theaterpädagogik-Team wiederum kulissenfündig. Nach Skandinavien sollten diesmal die Schüler entführt werden. Ein Hauch nordischer Rauheit wehte ihnen vom Kongsnaes-Gelände am Jungfernsee entgegen. Dort stand einst die kaiserliche Matrosenstation, von der allerdings nur noch der drachenbekrönte Torbogen und einige Holzhäuser übrig geblieben sind. An dem Torbogen ging es dann gemeinsam mit dem Traumfänger erneut auf Theatertour. Wieder wurden die begleitenden Schulkinder mit Themen aus dem Stück spielerisch vertraut gemacht. So gingen sie unter anderem der Frage nach, wieweit man einem Freund bedingungslos folgen sollte. Die Traumsäckchen vom Traumfänger nahmen Manuela Gerlach und Ina Walter, Praktikantin der Theaterpädagogik, auch mit nach Leipzig ins Gewandhaus. Dort stellten sich kürzlich zehn der 85 Kinder-Kulturprojekte bei einer Tagung noch einmal live vor. Diese Zusammenkunft sollte gerade nach Pisa dazu dienen, bewährte Beispiele zur ästhetischen Bildung schnell an andere weiterzugeben. Ina Walter schlüpfte in die Rolle von Terpsichore, der Muse der Lyrik und des Tanzes, und verstreute von ihrem Freund, dem Traumfänger, Traumsand unter die Kongress-Teilnehmer. „Damit kann jeder Mensch seine Träume zum Leben erwecken.“ Der Bundespräsident Johannes Rau nahm das Traumsäckchen erfreut entgegen. Er wisse schon, was er damit machen werde, versicherte er Terpsichore.H. Jäger
H. Jäger
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