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Kultur: Prima Klima

„Wetterleuchten“ von Stuttmann, Ehrt und Nel in der Landeszentrale für politische Bildung

Stand:

Wenn das angeblich aus den Fugen geratene Klima schon alle Welt krank macht, dann ist Lachen richtig gesund. Ganz in diesem Sinne beherrschte am Montag eine lockere, geradezu heitere Atmosphäre die Ausstellungsräume der Landeszentrale für Politische Bildung.

Zur Sommerszeit gibt es dort immer Satire zu sehen. Diesmal aber hatte man das karikaturistische Dreigestirn Rainer Ehrt, Ioan Cozaku alias Nel und Klaus Stuttmann in die heiligen Hallen geladen, um dort ihr höchst persönliches „Wetterleuchten“ verkünden zu lassen. Können die gar nicht grimmigen Herren weder etwas am meteorischen Himmel noch an den verqueren Denkspielen von Politik und Medienwelt ändern, die Umwelthysterie ist derzeit ja schlimmer als der vermeintliche Klimawechsel, so geben sie dem verwirrten Otto als Normalverbraucher doch auf höchst vergnügliche Art wenigstens Kommentare und Lebenshilfen. Sogar in der Landeszentrale soll beim samstäglichen Hängen ihrer Werke (gut gelungen!) eine außergewöhnliche Heiterkeit ausgebrochen sein, wenn der Walfisch im Bauch von Schiffen schwimmen muss, weil das Meer ölgrün verdreckt ist, oder die lieben Limousinen auffallend paarweise in der neuen Arche verschwinden. So hätte mancher es gerne, zwei Autos, Luxusapartment mit grasgrünem Garten, dreimal Übersee-Urlaub im Jahr, aber „Grün“ wählen.

Rein formal hat sich der frischgebackene Kunstpreisträger des Landes Brandenburg, Rainer Ehrt, die größte Mühe gemacht, seinen Grimm zu kolorieren. Drei Schiffe sind bei ihm gestrandet, das von Kyoto, von Rio und von Johannesburg. Der Wetterfrosch flieht ganz entsetzt sein Glas, weil es dort nicht mehr auszuhalten ist, statt des Straußes stecken die Leute den Kopf in den Sand. Ehrts Porträt auf dem blitzgescheiten Flyer ziert zwar ein Turban, aber sein Gesicht ist sehr ernst. Mögen die anderen lachen!

Auch der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf wollte bei der heiteren Vernissage ernstgenommen werden, aber sein wissenschaftlich gestützter Optimismus, bis 2020 den CO2-Gehalt erheblich und weltweit zu senken, scheint angesichts der dürftigen Empfehlungen von Heiligendamm eher utopisch zu sein. Man sollte die Hoffnung nie aufgeben. Vielleicht kann ihm jener Dino helfen, der bei Nel mit am Beratungstisch einer verzweifelten Forschergruppe sitzt, für ihn ist die heraufbeschworene Zukunft ja Vergangenheit. Auch die Möglichkeit des Scheiterns liefert der gebürtige Rumäne mit: „Mein Beitrag zum Klimaschutz“ zeigt einen Wissenschaftler, welcher auf verdorrter Erde alle Viere von sich streckt. Sonst ist alles in Ordnung: Man darf Tropenklima auf Rügen erwarten, wodurch sich die langen Flugwege nach Übersee erübrigen, auf heimischen Balkonen gedeihen nur noch üppige Kakteen, Bananen kommen aus den Plantagen vom Mecklenburg-Vorpommern, noch während des Abtauens der südlichen Polkappe wird eine schöne Autobahn geplant. Sogar der deutsche Wald ist gerettet: bei Klaus Stuttmann balzt der Hirsch zwischen dichtgedrängten Windanlagen. Der Schwabe nimmt alles politisch: Raketen gegen CO2-Killer, die Bundeswehr beim Kongoeinsatz (man weiß ja nie) mit Winterausrüstung – es kann ja nichts passieren! Wie New Yorks Freiheitsstatue hält Angela Merkel die (blakende) Klimafackel in der Hand, ihr Gesicht wirkt ein wenig verbiestert. Witzig genug. Aber genügt es, an Otto Normalverbraucher zu appellieren, indes die Ölmultis in Brasilien alles zerstören? Das ist nun gar nicht mehr witzig. Möge allen ein Licht aufgehen, sei“s nach dem Willen von Stuttman auch nur “ne zeitnahe Sparlampe.

Bis zum 2. Oktober Mo. - Mi. 9 - 18 Uhr, Do. und Fr. 9 - 15 Uhr.

Gerold Paul

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