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Kultur: Publikumsflucht während des Konzerts

Im Gespräch mit der Flötistin Bettina Lange nach der enttäuschenden Premiere Klassik plus Gespräch

Stand:

Im Gespräch mit der Flötistin Bettina Lange nach der enttäuschenden Premiere Klassik plus Gespräch Potsdam hatte am Montag Abend seinen kleinen Skandal: Bei der Veranstaltung „Klassik plus Gespräch - Wolfgang Joop“ verließ während der Musik „Die Stimme des Walfischs“ von George Crumb das Publikum reihenweise die Aufführung. PNN kamen zur Konzeption des Abends und den Reaktionen darauf mit der Flötistin der ausführenden Kammerakademie Bettina Lange ins Gespräch. Haben Sie so einen Affront schon einmal erlebt? Nein, noch nie. Als Spieler ist das nur schwer zu ertragen. Wie ging es Ihnen auf der Bühne? Es schossen mir viele Gedankenfetzen durch den Kopf. Das ging natürlich zu Lasten der Konzentration. Aber man weiß auch, man muss durchspielen. Ich finde es durchaus normal, dass man etwas nicht gut findet. Aber es ist schade, dass es eine solche Form findet und die Zuschauer den Saal verlassen. Warum ging Ihr Konzept nicht auf? Es war die Premiere einer neuen Reihe, und da muss man erst auf allen Seiten Erfahrungen sammeln. Die Reihe heißt „Klassik plus Gespräch“, es geht also um eine Gleichberechtigung. Und dabei will die Kammerakademie natürlich auch ihr Profil zeigen. Nun sind sicher aber die meisten wegen Wolfgang Joop gekommen und der lässt sich nicht so schnell seine Show und seine erste Rolle stehlen. Welchen Einfluss hatte er auf die Musik? Die Gesprächspartner dürfen die Musik natürlich mit auswählen. Wolfgang Joop hatte aber nur den Wunsch, dass eine Brücke zwischen Potsdam und Amerika geschlagen werden sollte. Die einzelnen Werke haben wir nicht mit ihm diskutiert. Aber er kannte die Auswahl. Nun war er an dem Abend indisponiert, was kurzfristig den Ablauf veränderte. Ja, und dadurch wussten wir auch nicht genau, wann was passiert. Auch das bedarf schon einer Größe, die schwer zu tragen ist. War Crumb der geeignete Musik-Part? Diese Komposition ist nicht mal neue Musik und sie ist auch nicht schwierig. Die Gespräche danach und auch der Applaus haben gezeigt, dass es durchaus auch Interesse dafür gab. Ich verstehe nicht, dass einige Zuschauer einfach nicht bereit sind, sich auf Neues einzulassen. Schade für sie! Außerdem muss man hinzufügen, dass Crumb nur eines von drei gleichberechtigten Stücken war, die wir spielten. Wird es Veränderungen in der Konzeption dieser Reihe geben? Das weiß ich noch nicht. Jetzt müssen wir erst einmal den Abend auswerten und analysieren, und das braucht Zeit. Danach werden wir sehen, ob sich etwas verändert. Den Ansatz finde ich nach wie vor gut. Man sollte nicht gleich den Kopf in den Sand stecken, das wäre schade. Konnten Sie nach dem Abend gut schlafen? Ja, durchaus. So schnell gebe ich nicht auf. Das Gespräch führte Heidi Jäger.

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