Kultur: Punk sei Dank
Green Day live bei Radio Fritz
Stand:
Green Day live bei Radio Fritz Bloß nicht bewegen. Die ersten Sekunden des Green Day-Konzertes in den Fritz-Studios sind verkrampft. Die grüne Klebeband-Linie vor der Bühne dürfe auf keinen Fall übertreten werden. Sonst drohe Rausschmiss von den beleibt-muskulösen Green Day-Securities. Die Punk-Ikonen von einst jetzt im Divenoutfit? Die Erleichterung. Der erste Song „American Idiot“ wird unterbochen und Front-Röhre Billy Joe Armstrong zieht die Leute eigenhändig über die Absperrung. Dann geht“s weiter. In brachialer Lautstärke und mit jetzt hüpf-tobendem Haufen vor der Bühne rocken sich die Kalifornier durch ihr Set. Dabei wird klar, dass Green Day nicht nur ein perfekt eingespieltes Bandgefüge bilden, sondern zudem auch großartige Entertainer sind. Lässig erfüllen sie Zuschauerwünsche, unterhalten sich mit Fans und überlassen das Mikro mitteilungsfreudigen Jung-Punks aus dem Publikum. Da setzt Billy Joe einem verdutzten Punker auch mal einen Schmatzer auf den Mund. Ausgelebte Fanliebe halt. Bei „Knowledge“ castet die Band spontan Musiker aus dem Publikum, die Schlagzeug, Gitarre und Bass übernehmen. Viele neue Songs bekommen die Fritz-Gewinner um die Ohren gehauen, in der zweiten Hälfte aber auch die üblichen Green Day-Verdächtigen: „Minority“, „Basket Case“, „Brain Stew“. Dazu eine High-Tempo-Version des Sister Act-Krachers „Shout“. Die Transpiration erreicht unangenehme Ausmaße. Egal. Die schweißnassen Anwesenden (darunter auch die Beatsteaks) verwenden die Spuren von noch verwendbarer Atemluft, um ihre heiseren Stimmen zu schallenden Singalongs zu vereinen. Stadionatmosphäre auf 30 Quadratmetern. Olé, Olé! Punk 2004 – und Green Day vorne mit dabei. Christoph Henkel
Christoph Henkel
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