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Kultur: Quirliges Treiben mit wechselnden Paaren

Bläser der Kammerakademie bei Stunde der Musik

Stand:

Haben die Musiker das Klingelzeichen für den Auftritt überhört und diesen dadurch verpasst? Eine Klarinette ist jedenfalls pünktlich zur Stelle, findet für die vorgesehene „Ankunfts- und Abschiedsparthia“ Es-Dur von Franz Anton Hoffmeister (um 1754-1812) jedoch keine Mitstreiter vor. Also spielt sie (in persona: Matthias Simm) ein Solo mit brillantem, reich differenziertem Passagenwerk. Eine zweite Klarinette folgt diesem Ruf (Katharina Ruf) und so können die beiden aufs Vortrefflichste duettieren. Nach und nach trudeln das erste Horn (Barnabas Kubina), ein Fagott (Christoph Knitt), ein zweites Horn (Andreas Bohm) und ein weiteres Fagott (Mathias Baier) ein. Endlich ist die Besetzung komplett. Der Vorgang erinnert ein wenig an das Finale von Haydns „Abschiedssymphonie“ – nur dass dort die Musiker nach und nach die Spielstätte verlassen.

Diejenigen, die beim Hoffmeister am Werke sind (oder ist“s doch ein Stück von Reimund Griesbacher, wie die Fachgelehrten munkeln) müssen erst einmal die neun Stücklein dieser Parthia, einer suitenartigen Satzfolge für Bläserbesetzung, abarbeiten. Allmählich gewinnt der Klang an Fülle, kann man sich bei den instrumentengleichen Paarungen an Unisonostellen oder dem solistischen Hervortreten des eines erfreuen, während der andere akkordische Stützarbeit übernimmt. Das hört sich zunächst originell an, ermüdet auf Dauer jedoch durch die Kurzatmigkeit der Phrasen. Manches wirkt durch gelegentliches Forcieren den Ohren sehr durchdringend. Hier ist“s das Klarinettenpärchen. Das abschließende „Retirade“ kündet das vergnügliche Finale à la Haydn an: wie man eingangs zueinander fand, so geht man nun auch wieder auseinander – bis nur noch die erste Klarinette zurück bleibt. Die nun unsichtbaren Musiker schicken ihr noch zwei Akkorde auf“s Podium. Dann geht auch sie vom Podium im Foyer des Nikolaisaals, wo das Werk, als Teil einer raritätenreichen „Stunde der Musik“ mit „Hofmusik aus der Haydn-Zeit“, für viel Vergnügen sorgt.

Dass die Musiker sehr wohl auf Klingel- und Auftrittszeichen achten, beweisen sie beim pünktlichen Beginn mit der D-Dur-Parthia von Joseph Reicha (1752-1795), wobei sich zu den bereits genannten Instrumentalisten jeweils noch zwei Flöten (Bettina Lange, Leonid Grudin) und Oboen (Jan Böttcher, Birgit Zemlicka) hinzu gesellen. Sie stehen unter der Einstudierungsanleitung des sicher und souverän seine Parts blasenden Solohornisten des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, Barnabas Kubina. Häufig wechselnde Paarbildungen mit anregenden Konversationen gibt es zu bewundern, wobei hier die Oboen ihre Klangdominanz ausspielen. Bewusst? Ob gar die spiegelglatte (Garderoben-)Fassade und die staubtrockene Akustik dieser Instrumentenbesetzung nicht sonderlich förderlich sind?!

Weitere Beiträge zur Hofmusik, und zwar der einst im Fürstentum Oettingen-Wallerstein gepflegten, liefern Paul Wineberger (1758-1821) mit seiner unterhaltsam-gefälligen Es-Dur-Parthia und Anton Rösler-Rosetti (um 1750-1792) mit der F-Dur Parthia „pour la chasse“. Wirkt das bisher Gebotene wie Massenware, entpuppt sich letzteres Stück sozusagen als Maßkonfektion, die sich durch eine feinsinnige Behandlung der einzelnen Stimmen auszeichnet. Attraktiv und ansprechend sind die Klänge kombiniert, können die Töne um die Wette glänzen. Üppig schmetternden Hörnerschall (zusätzlich mit Renata Bruggaier) gibt“s für das „Jagd“-Finale. Viel Beifall auch. Peter Buske

Peter Buske

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