Kultur: Rauchiger Jazz im Sonnenschein Das Duo „Fu:xx“ auf dem Pfingstberg
Träume werden leichter, wenn man auf einer Wiese liegt, in den blauen Himmel schaut und Musik die Gedanken zu den Wolken trägt. Kohlweißlinge flattern in der warmen Sommerluft durch den grünen Salon vor dem Belvedere auf dem Pfingstberg, dessen Boden und Wände aus Rasen und Hecken bestehen.
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Träume werden leichter, wenn man auf einer Wiese liegt, in den blauen Himmel schaut und Musik die Gedanken zu den Wolken trägt. Kohlweißlinge flattern in der warmen Sommerluft durch den grünen Salon vor dem Belvedere auf dem Pfingstberg, dessen Boden und Wände aus Rasen und Hecken bestehen. Eine zierliche Elfe ist hinter einem Mikrofon gelandet, das aus dem Gras gewachsen zu sein scheint. Sie schwenkt ihr weißes knielanges Kleid mit den goldenen Knöpfen und schaut kokett unter der großen weißen Blüte hervor, die auf ihrem roten Schopf sitzt. Ist es Tinker Bell, die Fee aus Peter Pan oder das Däumelinchen von Hans Christian Andersen, das sich an diesem Samstagnachmittag vor den ehemals königlichen Mauern von einer ebenfalls rothaarigen Pianistin begleiten lässt?
Nein, es ist das Damen-Duo „Fu:xx“, eine Kombination aus der Stimme der Berlinerin Henrike Baumgard und dem Fingerspitzengefühl der Potsdamerin Katrin Kirchner hinter dem Piano, beide nicht zum ersten Mal zu Gast in der Wochenend-Konzertreihe „Kultur in der Natur“ auf dem Pfingstberg.
Und diese Sängerin hat keinen feinen Sopran, wie man es von einem Feenwesen erwarten würde. Im Gegenteil, sie verjazzt mit Vorliebe Songs aus James-Bond-Filmen. „The World Is Not Enough“, singt Henrike Baumgard fordernd mit rauen Trillern. Kartrin Kirchner sorgt am Piano für die entsprechende Atmosphäre. Mit einer Prise alkoholisiertem Barjazz und einem Schuss von George Gershwins Musical-Klassikern hat sie die Stücke arrangiert. Während der sommerliche Rasen zur Konzertbühne wird, klingt ein heller Tag mehr und mehr nach einer rauchigen Bar. Nach dem dritten Lied hat sich die Zahl der Zuhörer mindestens verdoppelt, Liegende haben sich aufgesetzt, um den Damen auch mit den Augen zu lauschen.
Der Geruch von Kaffee zieht durch die grünen Blätterwände. Die Mitarbeiter der Schlösserstiftung verkaufen Kuchen für einen guten Zweck und aus dem Innenhof des Belvedere tönen ab und zu die Geräusche einer Hochzeitsfeier herüber.
Auch zu Füßen von Henrike Baumgard steht ein Tablett mit einer großen weißen Kaffeetasse. Daneben räkelt sich die Sängerin in der Sonne auf einem hellbraunen Stuhl wie auf einem Barhocker, dann wieder steht sie auf, schunkelt zu „Walking in Memphis“, das sie kurzerhand in „Walking in Potsdam“ umdichtet. Dann wedelt die Sonnen-Elfe mit dem Holzklöppel eines Glockenspiels in der Luft wie mit einem Zauberstab, bevor sie sich beim nächsten Lied zurück in den Rasen-Vamp verwandelt. „Diamanten für immer ... anders als Männer bleiben Diamanten länger“, singt sie auf Englisch, diesmal aus dem Bond-Titelsong zu „Diamantenfieber“ und lässt pantomimisch einen großen Klunker in der Sonne blitzen.
Auf so viel Zynismus folgt zum Ausklang des Konzerts ein besänftigender Blues, für den das Duo „A Hard Days Night“ von den Beatles ihrem Programm angepasst haben. Und während die Musikerinnen nach verdientem Applaus ihre Noten zusammenpacken, kann man von ihnen noch erfahren, dass ihr Bandname „Fu:xx“ nicht zufällig an Fuchs erinnere, sondern als eine Anspielung auf die roten Haare der Künstlerinnen gedacht sei, und dass die beiden „xx“ für das weibliche Chromosom stünden. Füchsinnen in Feengestalt waren es also, die auf dem Pfingstberg gesungen haben. Undine Zimmer
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