Kultur: „Raum 4070“
Ab morgen Filmfestival „Ausnahmezustand“
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„Psychisch kranke Menschen werden oft geächtet: die Familien ebenso wie die Betroffenen. Die starken gesellschaftlichen Tabus hindern diese Menschen oft daran, sich frühzeitig Hilfe zu suchen. Sie versuchen, selbst mit ihren Problemen fertig zu werden und verschlimmern damit oft ihre Situation." Diese Erfahrung machte über viele Jahre Prof. Peter Stolz von der Fachhochschule Potsdam, der durch das Filmfestival „Ausnahmezustand" hofft, dieses Thema verstärkt in das öffentliche Bewusstsein zu bringen.
Zur Eröffnung am 11. Mai um 20 Uhr im Thalia wird ein Film gezeigt, in dem er auch selbst zu Worte kommt. Prof. Stolz leitet seit zehn Jahren ein Seminar, in dem er Betroffene psychischer Erkrankungen mit Experten und Studenten zusammen bringt. „Jeder tauscht mit dem anderen die Perspektive. Durch diesen Brückenschlag lernt man einander besser verstehen." Ein Jahr wurde in dem kleinen „Raum 4070" der FH gefilmt, wenn aller zwei Wochen 40 bis 80 Leute über ihre sozialen, beruflichen oder familiären Probleme redeten. Psychose und Gewalt, Psychose und Angst, Psychose und Beschäftigung waren Themen, die ihnen auf der Seele lagen. Die Regisseure Jana Kalms und Torsten Striegnitz sowie Betroffene werden am Donnerstag dabei sein, wenn „Raum 4070" aufgeführt und anschließend in der Moderation von Volker Schlöndorff diskutiert wird.
Jeder dritte Europäer durchlebt in seinem Leben eine psychische Krise, bei etwa 40 Prozent der Betroffenen besteht die Gefahr eines langjährigen chronischen Verlaufs. So die Statistik. Dahinter stehen viele Einzelschicksale, die in der Filmwoche vom 11. bis 17. Mai im Thalia beleuchtet werden sollen. Über Essstörungen einer Sängerin berichtet der norwegische Film „Weightless". „SeelenSchatten" verschränkt vier Biografien über depressive Menschen. Ihre Welt ist Grau in Grau und nur langsam arbeiten sie sich aus ihrem Stillstand heraus.
Insgesamt sind acht internationale Dokumentarfilme zu sehen, die sich sehr unterschiedlich mit seelischen Krisen auseinander setzen. Alle Filme werden von Gesprächen begleitet. JÄ
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