FREITAGS: Räumlichkeiten
Dirk Becker über große Veranstaltungen in zu kleinen Zimmern
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Es hatte etwas Groteskes. Da war man am Dienstagabend ins Einsteinforum am Neuen Markt gekommen, um Jan Philipp Reemtsma mit renommierten Wissenschaftlern wie Herfried Münkler und Trutz von Trotha über sein neuestes Buch „Vertrauen und Gewalt“ diskutierend zu erleben. Doch dann saß man in einem Nebenraum, in dem schon nach wenigen Minuten klimatische Bedingungen wie in einem Gewächshaus herrschten und beobachtete die Diskussion auf einem Fernsehbildschirm. Im Eingangsbereich im Untergeschoss waren ebenfalls Stühle und ein Fernseher aufgestellt: den Ansturm der Gäste so gleichmäßig auf das Haus verteilend. Da werden hochkarätige Wissenschaftler extra nach Potsdam geholt und die Veranstaltung dann in kleinen Besprechungsräumen abgehalten.
Nicht einmal 50 Meter sind es vom Einsteinforum bis zum Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, wo es einen großen Saal gibt. Immer wieder werden in der Stadt Kooperationen und Synergien zwischen verschiedenen Einrichtungen, auch den wissenschaftlichen und kulturellen, beschworen. Im Einsteinforum verzichtete man auf die Anmietung des Saals aus finanziellen Gründen. Doch gerade wegen fehlenden Geldes wird ein Aufeinanderzugehen beschworen, so wie es das Brandenburgische Literaturbüro, der Literaturladen Wist und das Waschhaus bei Lesungen mit größerer Besucherzahl längst praktizieren. Es ist verständlich, dass das Einsteinforum Veranstaltungen im eigenen Haus ausrichten möchte. Doch wenn das zu Lasten der Besucher geht, ist ein Umdenken zwingend nötig und auch möglich.
Dirk Becker
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