Kultur: Realismus ohne symbolisches Beiwerk
Nach längerer Zeit stellt der Potsdamer Maler Peter Rohn in der Produzentengalerie M Aquarelle aus
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Nach längerer Zeit stellt der Potsdamer Maler Peter Rohn in der Produzentengalerie M Aquarelle aus Von Almut Andreae Seit einigen Tagen gibt es in Potsdam nach langer Zeit wieder eine Personalausstellung mit Arbeiten von Peter Rohn. Die Produzentengalerie M des BVBK ehrt den Potsdamer Maler und Fotografen Peter Rohn, selbst langjähriges Mitglied des Künstlervereins, mit ausgewählten Aquarellen, die im Zeitraum zwischen 1989 und 2003 entstanden. Die Ausstellung ist jedoch mehr als eine reine Präsentation von „Kammermusik“, wie Rohn seine Aquarellmalerei gerne bezeichnet. Über welche künstlerischen Ausdrucksformen er noch verfügt, wird in etwa einem Jahr zu erleben sein, wenn der Maler aus Anlass seines 70. Geburtstages im Alten Rathaus mit einer Personalausstellung gewürdigt wird, in der auch die anderen Werkgruppen seines künstlerischen Schaffens zu ihrem Recht kommen werden. Doch nun zum Auftakt erst einmal Kammermusik. Ein glücklich gewähltes Entree, um nach einem Jahrzehnt selbstverordneter Abstinenz vom offiziellen Kunstbetrieb sein Comeback einzuläuten. Vor dichtgedrängtem Publikum, das sich zur Ausstellungseröffnung in der Produzentengalerie M einfand, sprach der Künstler nach der Begrüßung durch Christian Fleming seine Laudatio selbst. Von dem heftigen Regenguss, der Rohn noch eine Stunde vor der Eröffnung über das undichte Dach seines Hauses klettern ließ, sichtlich unbeeindruckt, verkündet er gutgelaunt: „Die Realität muss immer dabei sein!“. Ein Credo, das im Falle Peter Rohns in gleicher Weise für seine Kunst – wie für seine Lebensauffassung Gültigkeit besitzt. Er, dem jede Effekthascherei, jede Sensationslust und Mystifizierung in der Kunst ein Graus ist, bekennt sich – dem Mainstream zum Trotz – zum schlichten Motiv. Ihm gilt seine ganze Aufmerksamkeit, sein wahrhaftes Interesse. In aller Regel begegnet Rohn seinen Motiven zufällig, wenn er unterwegs ist. Irgendetwas zieht seine Aufmerksamkeit unwiderstehlich an sich, verankert sich in seinem Bewusstsein und in seiner imaginären Bilderwand. Bis zum fertigen Bild braucht es – beständige Witterung vorausgesetzt – so ziemlich genau sechs Tage. Obwohl er sich nicht zu den typischen Landschaftsmalern zählt, gehört Peter Rohn doch zu den Künstlern, die ihre Motive am liebsten draußen aufs Papier bannen. Die letzten Feinheiten erfolgen später im Atelier. Im Großen und Ganzen sind seine Aquarelle jedoch „vom Typ Studie nach der Natur“. Ob „Tremsdorfer Wiesen“ oder „Vier PKW am Feldrand“, handelt es sich durchweg um sorgfältig angelegte Kompositionen, bei der die Aquarellfarbe weniger transparent, als vielmehr wie eine Gouache deckend und immer wieder auch mit Weißhöhungen aufgetragen wird. Die „große wässrige Freiheit des Aquarells“ ist seine Sache nicht. In der Malerei mag es Peter Rohn eher „halbtrocken“, nicht zuletzt um dem Zufall steuernd entgegenzuwirken. Als seine künstlerischen Vorbilder nennt er an erster Stelle die Alten Meister, allen voran Albrecht Dürer, auf dessen Landschaftsaquarellen er – damals noch Kind – seine „frühesten Wanderungen mit den Augen“ unternahm. Es ist die ganzheitliche Wahrnehmung von Welt und Natur, etwa eines Nicolas Poussin oder eines Claude Lorrain, denen ebenfalls seine Bewunderung gilt, die Rohn immer wieder dazu treibt, eine Landschaft, die ihn berührt, zu porträtieren. Landschaft gemeint nicht nur im klassischen Sinne, sondern auch übertragen auf weniger idyllische Motive wie Garagen und Autowracks vor einer Kaserne. Ein „Strauß von Wiesenblumen“ ist genauso ein Porträt wert wie die „Rekonstruktion Communs“. In Rohns Bildern trifft man auf menschenleere Plätze, gerahmt von Architekturzitaten, die in ihrer sublimen, leicht bedrückten Stimmung an die Pittura Metafisica eines Giorgio De Chiricos gemahnen. Malerei kann, wie im „Wiesenstrauß“ oder im „Gehöft mit Birken“, erbaulich und einfach nur schön sein. Für Peter Rohn ist dieser Aspekt der Malerei durchaus zentral: „Eigentlich suche auch ich immer nach Schönheit. Und, - es gibt für mich nichts Besseres, als in der offenen Natur, auch in der Stadt, vor einem erfreulichen Motiv zu arbeiten.“ Dennoch gibt es auch bei ihm, ganz ohne Beeinträchtigung seiner Bildästhetik, die andere Seite. Einen Blickwinkel, der beunruhigt und verfremdet („Stilleben mit Concorde“), der nachdenklich stimmt („Endstation Trümmerberg“) und zuweilen unverhohlene (Gesellschafts-)Kritik formuliert (Zyklus „Schinder-Autos“). Was alle Bilder Peter Rohns miteinander verbindet, ist der Authentizitätsanspruch, aus dem heraus ein jedes von ihnen geboren ist. Das fertige Bild steht am Ende eines Entstehungsprozesses, der sich stets über die respektvolle Annäherung an ein Motiv und über die künstlerische Zwiesprache mit ihm vollzieht. Aus der Abbildung des Erlebten erwächst ein ganz vordergründiger Realismus. Ein Realismus, der ohne symbolisches Beiwerk und den Nimbus des Unerklärlichen auskommt und das Motiv zum unmissverständlichen Bildthema erhebt. Aquarelle von Peter Rohn sind bis zum 16. Oktober zu sehen: Mi-Fr 12-17 Uhr und Sa/So: 13-18 Uhr. Produzentengalerie M des BVBK, Mittelstraße 39.
Almut Andreae
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