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David Adams kam aus Dublin zum Orgelsommer: Reger-Kenner, Neutöner-Fan, Liszt-Liebhaber

Sein Weg hierher war quasi schon in seiner DNA festgeschrieben: Warum er Organist geworden ist? „Das lag in der Familie: Mein Onkel war Organist und auch zwei Cousinen väterlicherseits sind hauptamtliche Organistinnen geworden“, sagt der 54-jährige Ire David Adams kurz vor seinem Konzertauftritt beim Potsdamer Orgelsommer in der Friedenskirche.

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Sein Weg hierher war quasi schon in seiner DNA festgeschrieben: Warum er Organist geworden ist? „Das lag in der Familie: Mein Onkel war Organist und auch zwei Cousinen väterlicherseits sind hauptamtliche Organistinnen geworden“, sagt der 54-jährige Ire David Adams kurz vor seinem Konzertauftritt beim Potsdamer Orgelsommer in der Friedenskirche. „Als Achtjähriger war ich Chorknabe an der St. Patrick's Cathedral in Dublin, zwei Jahre später bekam ich den ersten Orgelunterricht.“ Schon bald tritt er öffentlich auf, spielt in Lunch-Konzerten leichte Kost. Schwierigere Spielsachen hebt er sich für später auf. Wie die „Sonata Keltica“ des Iren Charles Stanford, die er mit 16 Jahren bei seinem ersten öffentlichen London-Auftritt in der St. Paul's Cathedral zu Gehör bringt. Doch kann man in diesem Alter schon gestalterische Wunderdinge vollbringen? „Ich hoffe, dass ich jetzt besser spiele oder anders als damals“, kommentiert er den Rückblick.

Es lässt sich nicht nachprüfen. Doch was der heutige Orgelprofessor der Royal Irish Academy of Music in Dublin und dort ab September Leiter der Abteilung für Alte Musik am vergangenen Mittwoch an der Woehl-Orgel in Klang verwandelt, ist des gebührlichen Lobes sicher.

Natürlich hat er auch Zeitgenössisches aus der Heimat im Notengepäck. Er beginnt mit „Work für Organ“ (1992) des Avantgardisten Donnacha Dennehy: ein kurzes, furioses Stück, prägnant registriert und rauschhaft wie eine Droge. Unter dem gleichen Titel hat Adams Sohn Sebastian – ältester seiner vier Kinder – als 23-Jähriger ein Stück zu Papier gebracht. Sehr zur Überraschung des Vaters, dem Sebastian nach dem Abitur plötzlich erklärte, er wolle nunmehr Komponist werden. Inzwischen ist er „Composer in Residence“ beim irischen Rundfunk. In seinem ausufernden Stück wobbelt es in tiefsten Lagen, gibt es Versonnenes zu hören, ehe das Klanggeschehen schnarrende, voluminös aufgewühlte Regionen erreicht. Es scheint, als würde Wagners Riesenwurm Fafner lautstark grollen und fauchen. Erhaben, pompös und trivial vollzieht sich der „Einzug der Gäste“ aus Wagners „Tannhäuser“. Von Liszt-Liebhaber David Adams entsprechend eingerichtet, verbreitet sich mit der „Prometheus“-Dichtung eine weitere geballte Ladung opulenter Romantik: aufbäumend, kämpferisch, selbstbewusst. Effektvoll, wie Adams es versteht, das Orchesteroriginal als prächtiges Orgel-Opus vorzuführen. Dass Adams natürlich auch die barocken Gefilde liebt, steht außer Frage – nicht umsonst trägt sein Sohn Sebastian den Bachschen Vornamen.

Adams würdigt also den 400. Geburtstag von Johann Jacob Froberger mit einer filigran ausgebreiteten und besinnlich fließenden Toccata sowie einem pointiert dargebotenen Capriccio. Von diesen barocken Klangwelten ist auch Adams Interpretation von Max Reger stark beeinflusst. Schwierig sei hier das Notenlesen, die Vollgriffigkeit der Akkorde und die Registrierung, sagt Adams, der über den „Modernen Orgelstil in Karl Straubes Reger-Ausgaben“ promoviert hat. Lyrisch und fast schwerelos spielt er des Meisters „Capriccio und Basso continuo“, kontrastbetont und klanggewaltig die monumentale Choralfantasie „Wachet auf, ruft uns die Stimme“, deren kompakte Strukturen er mit farbenreichen Registern hörbar macht. Spätestens jetzt ist jeder Schläfrige aufgewacht. Peter Buske

Peter Buske

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