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Kultur: Reife Leistungen

Edwin Fischer Sommerakademie: Abschlusskonzert der Meisterklasse

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Solch ein Lehrer wie Dimitri Baschkirow findet sich nicht oft. Selbst in der Pause des Abschlusskonzerts gab der russische Klavierpädagoge seiner Schülerin noch Tipps und Hinweise. Dabei war der offizielle Teil der diesjährigen Edwin-Fischer-Sommerakademie, die vom Wahl-Potsdamer Alexander Untschi vor vier Jahren begründet wurde, schon vorbei. Zehn junge Pianisten hatten von über dreißig Bewerbern eine Zusage für die Teilnahme an der Meisterklasse erhalten.

Nur fünf von ihnen durften nach vier Tagen intensiven Studierens und Exerzierens am Freitagabend in der Orangerie des Schlosses Glienicke ihr Können vorführen. Zu Beginn bringt der 23-jährige Vasily Gvozdetsky „Sechs Variationen Opus 34“ von Ludwig von Beethoven zu Gehör. Da schwimmt noch einiges im Pedal, klingt bisweilen mulmig oder auch übermäßig forciert.

Die zierliche Renata Konyicska, gerade erst 21 Jahre alt, spielt den zweiten und dritten Satz aus Beethovens Sonate Opus 57, der sogenannten „Apassionata“. Bemerkenswert ruhig und klar erklingt das gesangliche Thema in der tiefen Lage, bevor es in vielen Varianten allmählich entfaltet wird. Griffsicher meißelt sie Themen und Motive des Finalsatzes hervor, der mit einer stürmischen Coda im Prestissimo schließt.

Mit den „Acht Klavierstücken“ von Johannes Brahms und der „Suite pour le Piano“ von Claude Debussy erklingen zwei Großwerke der Klavierkunst, die trotz ihrer schlichten Titel vom Spieler Höchstes fordern. Varvara Nepomnyashchaya aus Moskau bringt die späten Brahmsstücke bewundernswürdig zum Vorschein, jedes Stück ein Edelstein, das einen ganzen Kosmos musikalischer Lebenserfahrungen in sich birgt. Die vergleichbar anspruchsvolle und doch im Duktus so andersartige Debussy-Suite wird von Ekaterina Chernozub meisterhaft ausbalanciert, subtil und präzise, sachlich und virtuos zugleich vorgetragen.

Den Abschluss bildet die „Fantasie f-Moll“ von Frédéric Chopin, ein unerhört vielschichtiges, romantisch ausuferndes, aber nicht sentimentales Werk, dem der 21-jährige Robertas Lozinskis aus Litauen klingende Prägung verleiht. Für die reifen Leistungen der jungen Pianistinnen und Pianisten gibt es begeisterten Beifall vom Publikum.

Das letzte Wort gebührt Dimitri Baschkirow, der nicht nur viele berühmte Pianisten, darunter Arkadi Volodos, belehrt hat, sondern auch Vater und Lehrer der Pianistin Elena Bashkirova und damit Schwiegervater von Daniel Barenboim ist. Seine 81 Jahre merkt man dem unermüdlichen, energischen, wohl auch strengen Klavierpädagogen der russischen Schule nicht an, auch nicht, als er sich zuletzt humorvoll bei seinen „lieben Opfern“, wie er seine Schüler nennt, bedankt. Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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