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Kultur: Renter sein dagegen sehr
Eberhard Kapuste stellt seinen Debütroman vor
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Doch, dieser Nodlich ist einem sympathisch. Von der ersten Seite an. Ein alter Mann, der einen nicht mit seiner guten Laune belästigt, sondern Klartext redet. „Dass das Alter scheiße ist, davon bringt mich niemand ab. Ute nicht, meine Kinder nicht und Gillhaupt nicht, der Nachbar, mit dem ich mich, wie jetzt eben, oft und gerne unterhalte.“ Diesen Nodlich hat das Alter wirklich weise gemacht, sprich zynisch und verbittert. Und so richtet er gnadenlos seinen Blick auf die Mitmenschen, und hier vor allem auf seine Alters- und Leidensgenossen. „Selbst die Frauen dieser Krampfadergeschwader kleiden sich so fantasielos wie ihre hinterher schlurfenden Männer“, urteilt Nodlich über die Rentner, die in seiner Heimatstadt und Altersunruhesitz Luckendam „in Horden den Reisebussen entquellen, um sich auf die Besichtigung der wenigen städtischen Sehenswürdigkeiten zu begeben.“ Doch, diesen Nodlich hätte man gern als Nachbarn.
Dieser Nodlich, mit Vornamen Gerhard, ist der grantelnde Held aus dem Roman „Der Besserwisser“. Untertitel: „Showdown am Treppenlift“. Geschrieben hat ihn der Potsdamer Eberhard Kapuste. Am kommenden Freitag stellt Eberhard Kapuste seinen Debütroman im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte vor.
Kapuste, 73, ist ein Stadtbekannter, ein bisher üblicher Verdächtiger in Sachen Politik. Zehn Jahre war er Stadtverordneter für die CDU, davon eine Wahlperiode lang Vorsitzender im Kulturausschuss. Dass Kapuste schreiben kann, hatte er schon damals mit seinen regelmäßigen Beiträgen in der „Potsdamer Sichtachse“, dem städtische CDU-Parteiblättchen, bewiesen. Und nun sein erster Roman, in dem er drei Tage lang aus dem Leben des Rentners Gerhard Knoblich berichtet. Und was da berichtet wird, klingt wahrlich nicht nach Glück. Sein Eheweib Ute gibt sich zänkisch, sein Bruder Hartmut störrisch und seine Kinder aasgeierhaft wenn es um sein Geld geht. Das Rentnerdasein könnte so schön sein! Doch so blöd, um an so etwas zu glauben, war Gerhard Nodlich nie. Dirk Becker
Eberhard Kapuste stellt „Der Besserwisser – oder: Showdown am Treppenlift“ am Freitag, 8. April, um 19 Uhr im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Am Neuen Markt, vor. Der Eintritt kostet 3 Euro. „Der Bessserwisser“ ist im Greifenverlag erschienen und kostet 14,90 Euro
Dirk Becker
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