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Die neue Ausstellung mit Werken von Rainer Gottemeier im Museumshaus „Im Güldenen Arm“ in Potsdam.

© Foto: Andreas Klaer

Retrospektive von Rainer Gottemeier: Wasser in all seinen Erscheinungsformen

Installationen, Fotos, Objekte: Das Element spielt die Hauptrolle in der neuen Ausstellung des Künstlers im Potsdamer Museumshaus „Im güldenen Arm“.

Von Richard Rabensaat

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Über „Das unbeschreibliche Lächeln des Meeres“ sinniert Rainer Gottemeier in seiner aktuellen Ausstellung im Museumshaus „Im güldenen Arm“. Wasser in seinen vielfältigen Erscheinungsformen ist das beherrschende Thema der zahlreichen Installationen, Fotos und Objekte. Fotos von über dem Wasser schwebenden Leuchtobjekten, Schiffe aus farbigem Acrylglas, Seekarten und weitere dem liquiden Element zurechenbare Dinge versammelt der Künstler.

Es ist ein bisher einmaliger Querschnitt durch das Schaffen Gottemeiers. „Das sensible Chaos“, so nannte Novalis das unentbehrliche, lebensvermittelnde und lebenserhaltende Element der Erde: Das Wasser, der noch nicht festgelegte, jederzeit von außen bestimmbare Träger aller lebendigen Gestaltung“, zitiert Gottemeier den romantischen Dichter.

Lichtbögen unter der Humboldtbrücke

„Habula Mond“ betitelt Gottemeier seine Fotografien verschwimmender rechteckig angeordneter Lichtbögen. Der Titel bezieht sich auf die ursprüngliche Bezeichnung des Gebiets, in dem die Installation hängt und bedeutet ungefähr „Haff“. Angebracht unter der Humboldtbrücke in Potsdam scheinen bei Nacht die installierten Lichtbögen auf die darunter fließende Havel. So entstehen abhängig von Strömung und Wellen unterschiedliche Bilder. Die erscheinen mal als relativ geordnete geometrische Formen, dann lösen sie sich bei stärkerem Wellengang völlig auf in durcheinander gewirbelten Wellenlinien. Auf den ausgehängten Fotos ist nicht mehr erkennbar, dass es sich um Abbilder einer Wasserströmung handelt.

Künstler Rainer Gottemeier.

© Foto: Andreas Klaer

Die im Jahre 2018 angebrachte Installation war Teil des „Walk of modern Art“ in Potsdam. Mittlerweile ist die geometrische Konstruktion abgebaut. „Das war in dieser Form nicht für die Ewigkeit gedacht und das Metall war am Rosten. Die befristet erteilte Genehmigung ist abgelaufen. Der Brücken-TÜV hat sein Veto eingelegt“, bemerkt Gottemeier.

Aus buntfarbigem Plexiglas geschaffene Schiffe

Ebenfalls dem Wasser verbunden sind aus buntfarbigem Plexiglas geschaffene Schiffe, die im nächsten Raum der Ausstellung zu sehen sind. Sie lehnen an der Wand, auf ihrer Spitze stehend, am oberen Ende mit einem Faden befestigt. „Das stabil hinzubekommen war nicht so ganz einfach. In dem denkmalgeschützten Haus darf ja kein Nagel in die Wand geschlagen und kein Loch gebohrt werden“, so Gottemeier. Das transparente Glas lässt die farbigen Schiffe kristallin erscheinen.

Zu sehen waren die erst kürzlich entstandenen Objekte bei der Spektrale 10 am Ufer der Spree in Lübben. Dort haben sie sogleich den ersten Preis erhalten. In den Bäumen hängend leuchteten die Schiffe weithin über den Fluss. Zusammengesetzt sind sie aus verschiedenfarbigen Acrylglas-Platten. Gottemeier bezeichnet sie als „ein Ensemble aus skulpturalen, patchworkartigen Acrylglas-Schiffen“. In der Vielfarbigkeit der Objekte sieht der Künstler eine Metapher für die verschiedenen Migrantenströme in Europa und auch in Brandenburg. Durch diese erhöhe sich die kulturelle Vielfalt innerhalb von Gesellschaften. Es ergebe sich die Möglichkeit neuer Zugänge zur Welt und dessen Verständnis.

Die Ausstellung ist bis zum 27. November „Im Güldenen Arm“ zu sehen.

© Foto: Andreas Klaer

Die Schiffe sollen auch ein zentrales Ausstellungsstück in der Ausstellung „Non Plus Ultra“ im Kunstraum Waschhaus in der Schiffbauergasse werden, die Gottemeier mit anderen Künstlerinnen und Künstlern im kommenden Jahr plant. Der Titel spielt auf einen Schriftzug an, der an den Säulen des Herakles bei Gibraltar angebracht gewesen sein soll und bedeutet ungefähr ‘bis hierher und nicht weiter’. Damit war das Ende der Scheibe gemeint, als die man sich die Erde damals vorstellte. „Das wird ein künstlerischer Doppelwumms“, freut sich Gottemeier auf die Installation im Kunstraum. Mit der möchte er den Blick auch auf die vielfältigen kreativen und wirtschaftlichen Möglichkeiten lenken, die sich aus einer Zusammenarbeit Europas und Afrikas seiner Ansicht nach ergeben können.

Auch im letzten Raum der Ausstellung befasst sich der Künstler wiederum mit dem Wasser, denn zu sehen sind auf den Fotos Abbildungen von Steinen, die Gottemeier auf dem Uferstreifen vor Rügen, am Rand des Kreidemeeres der Ostsee im heutigen Gebiet des Jasmund unterhalb der Klippen des Nationalparks, gefunden hat.

Es ist daher zu vermuten, dass es sich bei den Steinen um Relikte aus der Kreidezeit handelt. Die glatt geschliffenen, dunkelfarbigen Steine weisen verschiedene Einschüsse auf. Abdrücke von Mikroorganismen aus der Entstehungsgeschichte der Kreidezeit, vermutet der Künstler. Diese regen die Fantasie an. Weiße Flecken können als tanzende Kinder interpretiert werden, eine kreisrunde Form erinnert den Künstler an eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt. Was auf den ausgestellten Blättern als großer Brocken erscheint, ist tatsächlich nur wenige Zentimeter groß.

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