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Was PNN-Autoren mit dem Nikolaisaal verbinden: Revolutionär mit Irokese an der Orgel

Die richtig wilden Punkkonzerte findet man in Potsdam zwar, aber wohl eher im Archiv als im Nikolaisaal. Und so war das einzige Punkkonzert, das im ehrwürdigen Nikolaisaal stattfand, ausgerechnet ein Orgelkonzert.

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Die richtig wilden Punkkonzerte findet man in Potsdam zwar, aber wohl eher im Archiv als im Nikolaisaal. Und so war das einzige Punkkonzert, das im ehrwürdigen Nikolaisaal stattfand, ausgerechnet ein Orgelkonzert. Gut, der Amerikaner Cameron Carpenter passt einfach nicht in das Bild eines klassischen Organisten – der 34-jährige Ausnahmekünstler umgibt sich mit der ruchlosen Aura des Revolutionären, was schon mit seinem Outfit beginnt: Irokesenschnitt statt Dauerwelle, mit glitzernden Nieten besetzte Jacke, ein Exzentriker eben. Dabei ist der Amerikaner mehr mit der Musik Johann Sebastian Bachs als mit der von den Dead Kennedys aufgewachsen, und freilich spielte er auch Kompositionen des großen Meisters. Was einen jedoch bis tief ins Mark erschütterte, waren seine Eigenkompositionen, in denen er wild herumexperimentierte, Elemente von Popmusik hineinfließen ließ, alles zerpflückte, um es wieder zusammenzusetzen, ein Freak an einem Monstrum von Instrument. Wer nicht wusste, was ihn erwartet, konnte da ganz schnell aus den Latschen gehauen werden – und ein Konzert erleben, welches er seinen Lebtag nie und nimmer wird vergessen können. Aber gerade diese überraschenden Konzerte sind ein Markenzeichen des Nikolaisaals geworden: Auch dort ist nämlich vieles nicht immer so, wie es auf den ersten Blick scheinen mag.

Oliver Dietrich

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