Kultur: Rockhimmel voller Geigen The Wishing Well
im Waschhaus
Stand:
Drei gegen drei, so hätte das Motto am Dienstagabend zum „Rubys Tuesday“ auf der Bühne des Waschhauses lauten können. Denn die australische Band The Wishing Well steht für eine eher ungewöhnliche musikalische Kombination: drei Streicher und drei Gitarren, begleitet von einem Schlagzeug. Drei Frauen an Cello und zwei Geigen auf der rechten Seite der Bühne und drei Männer an der E-Gitarre, der Akustikgitarre und dem Bas auf der linken Seite der Bühne; Streichermädchen in roten, schwarz bestickten Korsagen gegen Gitarrenjungs in weißen Hemden mit dunklen Westen. Der Schlagzeuger saß hinten in der Mitte wie ein Schiedsrichter, der die Punkte beider Teams hätte zählen können, wäre es ein Wettbewerb gewesen.
Wäre es einer gewesen, hätte man allerdings nicht sagen können, welche Seite dominierte. Das Ungewöhnliche und Angenehme an einer Band wie The Wishing Well ist, dass die Streicher als gleichberechtigte musikalische Partner der Gitarren auftreten. Was in anderen Bands die Synthesizer und Computer an Melodiösem oder Klangteppich und Stimmung beitragen, übernehmen bei The Wishing Well die Streicherinnen. Sie geben aber auch die Melodien vor und können die Songs in einem Schlagzeug-Geigen-Duo ebenso vorantreiben wie eine singende E-Gitarre. Die Streichinstrumente der Frauen klingen an diesem Abend weder vorsichtiger noch zaghafter als die Gitarren der Männer.
Leadsänger und Gründer der Band Jai Larkan hätte gerne noch ein paar Geschichten zwischen den Songs erzählt, aber das Publikum wollte ihn nicht richtig lassen. Sei es seinem starken australischen Akzent geschuldet oder den lauter werdenden Stimmen der Zuhörer, verstehen konnte man ihn kaum. Nur so viel ließ sich aufschnappen: The Wishing Well ist eine Band, die seit vier Jahren zusammen spielt und sich gerade auf ihrer dritten Europatournee befindet, in Deutschland sind sie bereits in fast jeder Stadt aufgetreten.
Selbst bezeichnen The Wishing Well ihre Musik als „von Streichern angetriebenen Folkrock“. Sie klingen weniger folkloristisch, als man bei der Kombination der Instrumente vielleicht erwartet, sondern vor allem poppig und rockig. Vergleiche zu Vorbildern wie Ryan Adams oder die Dave Matthews Band drängen sich förmlich auf.
Durch die Streicher und den inbrünstigen klaren Gesang von Jai Larkan bekommen die Lieder etwas Dramatisches mit einem Hauch Melancholie. Aber diese Melancholie wiegt nicht zu schwer. Nur so schwer, wie sie etwa in einem Soundtrack zu einem amerikanischen College-Film zu erwarten wäre, in dem sie sich mit Kuschelrock vermischt. Etwas Schmalz haben auch die Texte abbekommen, in denen tausende von Meilen überwunden werden müssen und das „Ich“ mit viel Seele in tiefen Tälern singt. „I fell into you, Breaking my soul, against your heart“, heißt es in dem Lied „Before you knew me“. Aber auch trotz Herzschmerz erspielten sich „The Wishing Well“ mit ihrem ungewöhnlichen Geigenrock in ganz eigener Klangfarbe einen herzlichen Beifall des Publikums. Undine Zimmer
, ine Zimmer
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