Kultur: Rossini-Messe für den Wiederaufbau
Benefizkonzert in der Inselkirche Hermannswerder
Stand:
Gioacchino Rossinis „Petite Messe Solennelle“ ist nicht nur eines der kuriosesten, es ist vor allem eines der schönsten Kirchenmusikwerke seiner Zeit. Wiewohl selten aufgeführt, ist diese 1863 entstandene Messe neben dem berühmteren Stabat Mater seine zweite große kirchenmusikalische Schöpfung. Doch das „petite“ mag irreführen – keineswegs niedlich, klein oder leicht präsentiert sich das Opus. Die instrumentale Basis mit Flügel und Harmonium ist überschaubar, doch erschaffen diese eine klangliche Welt, die variantenreicher kaum sein kann. Auch hinsichtlich der vokalen Ansprüche findet sich keine Leichtfüßigkeit.
Freilich hatte Rossini auf seinem Manuskript vermerkt: „12 Sänger, d.h. acht für den Chor, vier für die Soli", doch mutet er diesen höchste musikalische und für die Solisten stimmtechnische Ansprüche zu. Ein Benefizkonzert zugunsten des Wiederaufbaus der Garnisonkirche in der Inselkirche Hermannswerder bot willkommene Gelegenheit, dieses Werk wieder zu erleben. Der Oratorienchor „Soli Deo Gloria“ aus dem niederländischen Amersfoort sang unter Leitung Peter den Ouden in einer engagierten Interpretation. Freilich vereinten sich hier deutlich mehr als zwölf Sängerinnen und Sänger, was der Klarheit und Glanzkraft des Gesangs selten wohltat. Die Solistenparts übernahmen die Sopranistin Gal James und kurzfristig eingesprungen die Altistin Anneka Ulmer sowie die Herren des Staatsopernchors Berlin, Frank Szafranski, Tenor, und Wolfgang Biebuyck, Bass. Am Klavier begleitete, leider meist mit stereotyp-hartem Anschlag, Ernst Munneke. Das Hamonium wurde von Harry van Wijk dagegen einfühlsam gespielt.
Rossini hat seinen Solisten grandiose opernhafte Arien anvertraut: Das Domine Deus als große Tenorarie geriet freilich ein wenig hart, das Quoniam tu solus Sanctus für den Bass war wenig klar artikuliert und angestrengt in der Höhe. Die beiden Sopransoli mit Crucifixus und O salutaris hostia mauserten sich zu intensiv gesungenen, teilweise etwas zu forsch forcierten Bravourarien. Die große Würde des Agnus Dei litt unter dem unsicheren Einsatz der Altistin und der ohne große Differenzierung und mit nur wenig Glanz der hohen Chorstimmen ausgeführten Interpretation. Die erwähnten kontrapunktisch bestimmten chorischen Passagen wie derDoppelkanon im Christe eleison und die Fugen im Gloria und Credo wurden gut gemeistert, vor allem mit Inbrunst gesungen. Hatten sich die Gäste mit ihrer musikalischen Botschaft bereits die Herzen der Zuhörer erobert, so überraschten sie mit der Überreichung eines Schecks von über 500 Euro als weitere Spende für den Wiederaufbau der Garnisonkirche. Christina Siegfried
Christina SiegfriedD
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: