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Kultur: Routinierte Handwerker

Eine der umtriebigsten Rockbands, Die Happy, gastierten im Waschhaus

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„Die Happy“, heißt in der deutschen Übersetzung: Stirb glücklich! Was da allerdings nach einem neuen hobbyphilosophischen Ratgeber zum Thema „Leben und Tod“ klingt, ist in Wirklichkeit eine der umtriebigsten Rockbands Deutschlands.

Über 850 (!) Konzerte haben „Die Happy“ in den letzten sieben Jahren gespielt. Damit gehören sie zu den Schichtarbeitern der deutschen Musiklandschaft. Zum Abschluss des ersten Teils ihrer Albumtour machten die drei Männer um Frontfrau Marta am Freitag Stopp in der Arena des Waschhauses.

Gut 300 Zuschauer hatten sich versammelt, um handgemachten Rock zu genießen. Als „Die Happy“ dann endlich inmitten eines ohrenbetäubenden Intros auf die Bühne kommen, zeigen sich sofort die Livequalitäten der Band. Drummer Jürgen Stiehle haut auf sein Instrument ein, als ginge es darum reichlich Brennholz für den kommenden Winter zu schlagen.

Übertroffen wird er dabei nur von Sängerin Marta Jandová, die offenbar Energie für Zehn mit auf die Bühne bringt. Sie rennt und springt ohne sich oder dem Publikum eine Pause zu gönnen. Schon bald fressen ihr die Fans aus den Händen. Wenn Marta den Befehl zum Springen erteilt, ist Mitmachen Pflicht. Und allen die nicht zuhören wollen droht sie: „Wartet bis ihr zu Mami nach Hause kommt!“. Doch zum Warten hat hier keiner Zeit. „Ein, zwei, drei, vier“ – die Gitarre lädt schon zur folgenden, schnellen Rocknummer ein. Etwas Abwechslung bringt schließlich ein kleines Akkustikset. Dabei zeigen sich „Die Happy“ von ihrer weichen Seite. Die gefühlvollen Anschläge der Gitarre geben Sängerin Marta Jandová die Möglichkeit das gesamte Spektrum ihrer Stimme zu offenbaren. Der Song „Breathing“ erzählt von verstorbenen Wegbegleitern und die “ Frontfrau schafft es in diesem wichtigen Moment zu berühren. Grundsätzlich steht jedoch Härte auf der Bandagenda. Ohne große dramaturgische Vorbereitungen jagen die Titel aus den auf Anschlag gedrehten Gitarrenboxen. Spätestens hier wird deutlich, dass die Band zu wenig dieser intensiven Augenblicke in ihrem Programm bereithält. Die Stücke klingen nach einiger Zeit sehr ähnlich. Das Publikum scheint das auch zu bemerken. Die Anfangseuphorie bleibt in den ersten Reihen stecken.

Nach 15 Jahren Bandgeschichte erinnern „Die Happy“ an diesem Abend eher an routinierte Handwerker als an beseelte Musiker.Philipp Kühl

Philipp KühlD

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