Serenadenkonzert mit der KAP im Nikolaisaal: Saitensingen und raffinierte Brillanz
Es ist die Ahnung der Sommerfrische, die zahlreiche klassische Kompositionen aufgreifen und die nicht zuletzt gerade für das Pfingstfest passend ist: Unterhaltsame Musik als säkulare Entsprechung des eigentlich sakralen Festes der Ausgießung des Heiligen Geists. Ihr Pfingstkonzert am Pfingstmontag im Nikolaisaal beginnt die Kammerakademie Potsdam mit dem romantischen „Idyll“ für Streichorchester von Leos Janácek.
Stand:
Es ist die Ahnung der Sommerfrische, die zahlreiche klassische Kompositionen aufgreifen und die nicht zuletzt gerade für das Pfingstfest passend ist: Unterhaltsame Musik als säkulare Entsprechung des eigentlich sakralen Festes der Ausgießung des Heiligen Geists. Ihr Pfingstkonzert am Pfingstmontag im Nikolaisaal beginnt die Kammerakademie Potsdam mit dem romantischen „Idyll“ für Streichorchester von Leos Janácek. Unter der Leitung von Antonello Manacorda erklingt die siebensätzige Suite im ausgewogenen Wechsel von melancholischer Nachdenklichkeit, urwüchsiger Freude und ausgelassener tänzerischer Leichtigkeit. Tanzmotive aus der mährischen Heimat des Komponisten sorgen für das nötige Flair, das von den Musikern mit nötiger Sorgfalt und dynamisch adäquater Hingabe ausgebreitet wird. Locker geht es selbst dann zur Sache, wenn sie die Stimmungsbilder dramatisch aufheizen. Oder elegisches Träumen angesagt ist, das sich schließlich mit kraftvollen Bogenstrichen zu hymnischer Größe entfaltet.
Obwohl ihr Programm den Titel „Serenade“ trägt, wissen die Musiker den erforderlichen Ton für Mozarts Serenade Nr. 13 G-Dur KV 525 „Eine kleine Nachtmusik“ nicht zu treffen. Vom Komponisten als unterhaltsame Abendmusik in melodiöser klassischer Einfachheit gedacht, bürstet Manacorda das Werk gegen den Strich, überdramatisiert die Sätze, als gelte es eine konfliktberstende Sinfonie aufzuführen. Ob Romanze oder Menuetto: Mozarts Geist in Manacordas Händen, das ist leider noch immer ein andauernder Kampf um den überzeugenden Interpretationszugang. Bei dieser Nachtmusik obwaltet ein detailgenaues, jedoch weitgehend gefühlsaustreibendes Musizieren mit wenig Charme und Eleganz.
Wie ganz anders dagegen die Wiedergabe des dreiteiligen Minizyklus’ „From Jewish Life“ von Ernest Bloch, das in schlichten Strukturen und einfachen Melodiebögen vom Wesentlichen im jüdischen Leben berichtet. Es erklingt in einer Bearbeitung für Violoncello und Streichorchester und erweist sich durch sein voluminöses Musizieren voller Intensität als Erbauung für die Seele. Wesentlichen Anteil daran hat der Solist Daniel Müller-Schott, der sein 1727 in der Werkstatt des venezianischen Instrumentenbauers Matteo Goffriller gefertigtes Superklangcello zum unnachahmlichen Singen auf allen Saiten bringt. Sein kraftvoller, voluminöser und dunkel leuchtender Ton zeigt sich ausgeglichen in allen Lagen und weiß mit schwelgerischem Funkeln zu begeistern. Die Streicher geben das Ihrige hinzu. Und so sind die besten Voraussetzungen gegeben, dass auch Peter Tschaikowskis „Variationen über ein Rokokothema“ A-Dur op. 33 mit aller gebotenen Nachhaltigkeit erklingen kann. Wobei die gewählte Bearbeitung für Streicherbegleitung dem Werk durch das Fehlen von Bläserstimmen eine wesentliche Seite seiner farbenreichen Klangwirkung nimmt. Auch rückt dieses Arrangement die „Variationen“ in die Nähe eines vom Cello dominierten Solokonzerts. Doch Müller-Schott weiß vibratoreich mit raffinierten Farbvaleurs zu brillieren, in tiefster Basslage sonor zu orgeln, um in höhenklaren Geigenregionen zu enden. Motorischer Drive, kapriziöse Stimmungsberichte und virtuoses Draufgängertum: alles aus einer Hand. Als Zugabe spielt Müller-Schott das Adagio aus Haydns D-Dur-Cellokonzert. Peter Buske
Peter Buske
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: