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Von Gerold Paul: Sandbilder, dreidimensional

Peter Kurgans Inspiration für seine „Weltneuheit“ aus Lanzarote

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Die uralten Techniken „nach der Natur“ bilden die malende Zunft noch immer am besten. Oft sind dabei Inspiration und Imagination im Spiele. Der Potsdamer Maler Peter Kurgan jedenfalls wird der Kanareninsel Lanzarote so dankbar wie seinem Genius sein. Beide haben ihm „den Weg“ gewiesen, künstlerisch wie privat.

Nach etlichen Versuchen gelang ihm ein Verfahren, welches er „Weltneuheit“ nennt. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, die ihren Werken „Naturmaterialien“ beigeben, behauptet er, gar keine Farben mehr zu brauchen. Er malt, uralte Technik, nur noch mit Sand aus aller Welt, durch ein spezielles Bindemittel zusammengehalten. Bestimmte Anwendungen sorgen dann für eine physikalische „Neuordnung“ der unterschiedlichen Körnungen. Je nach Lichteinfall und –intensität geben solche Bilder dann bis zu sieben Ebenen preis, mithin auch jene dreidimensionalen „Tiefen“, die der Maler (stets einen Olivin in der Hand) gedanklich in sie hineingeschichtet hat. Braune und schwarze Erdfarben etlicher Varietäten, Blau meist dunkler Tonung, anstelle des seltenen Grün immer wieder Weiß - ganze Heerscharen von „weißen Damen“ bevölkern seine Wege-Bilder in langen Gewändern. Lanzarote gab den Impuls. Beobachtungen von Licht und Gestein, Schatten und Farbmutationen, stets bringt er Erde von dort mit nach Hause. Jetzt schickt man ihm Sand aus aller Welt: der von der „Wüste Ka“ sei am samtigsten, ägyptischer habe die meisten Spiegelanteile, indes jener aus der Wüste Namib noch leuchte, wo alle blassen. Dieses helle Schimmern gibt seinen oft titellosen Arbeiten ein seltsames Leben, man sieht es an dem „Sanssouci“-Bild, bevölkert mit allerlei Gestalten, als feiere man da ein Fest. Diese gern gekauften Bilder sind nicht nur die Zierde manch kahler Wand, sie erzählen auch von Kurgans „Weg“: Früher hat er sich von Büchern oder eigenen Erlebnissen (Lanzarote) inspirieren lassen, heute hört er mehr zu, welche Wege andere gehen – und malt ein Bild davon, in Sand. Seine Topographie ist weitgehend in der Ober- und Unterwelt der Feuer-Insel geblieben.

Immer wieder entdeckt man unterirdische Säle und Gewölbe, die weiße Lichtgestalt, oft multipliziert, darf manchmal wählen: Linkerhand zu gehen, wo Geröll den Weg versperrt, rechts, oder eine Treppe hinauf und hinab. Im zurückgedimmten Licht erscheinen weitere Gänge, und manchmal taucht dann auch seine „Leitfigur“ in tieferen Schichten auf, jener geheimnisvolle Mann mit dem Buch in der Hand. Dann wandelt sich auch der Raum im schwächeren Licht, dank des namibischen „Polarweiß-Sandes“...

Kurgan kennt nun nach 16 Jahren des Suchens seinen Weg – diesen, in und mit Sand gemalt und gebrannt. Ein Feuerweg, nicht anders zu gehen als in teils „surrealen“, teils an Märchen erinnernden Konstruktionen, mit „eigener“ Personage. Er arbeitet gelegentlich auch Seidenpapier ein, Papyrus. Manches Bild wird zertrennt und neu montiert, doch stets ist Leben drin, dank des Lichtes im Mineral, Tiefen-Dimension, so auch gemeint. Mal ist es ein „Haus voller Sehnsucht“, mal „Die Vernunft“. Er würde gern den Jakobsweg gehen, und staunte, als einer ihm sagte, jenes Bild im roten Gegenlicht sei die letzte Kirche vor diesem Ziel. Kurgan malte sie allein nach der Imagination. So wird sein Weg, Bild um Bild, zum „Zyklus“, auch wenn er weniger „schafft“ als eine Ausstellung brauchte. Reingehen und reden, dann mischen sich in der Mittelstraße auch die Sandbilder ein.

Gerold Paul

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