Kultur: Sarrazin liest in Potsdam

Tippt man seinen Namen ins Google-Fenster ein, weiß die Internetsuchmaschine bereits nach dem vierten Buchstaben Bescheid. „Sarrazin Buch“ steht an erster Stelle der von Google vorgeschlagenen Stichworte zum Thema, gefolgt vom einfachen „Sarrazin“ an zweiter und „Sarrazin Sprüche“ an dritter Stelle. Damit ist schon viel gesagt über den früheren Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin, der derzeit mit seinem Buch „Deutschland schafft sich ab: Wie wir unser Land aufs Spiel setzen“ bundesweit Skandal-Schlagzeilen macht. Wieder einmal.

Seinen Ruf als unverbesserlicher Provokateur hatte der SPD-Politiker, der 2009 aus dem Berliner Senat in den Vorstand der Deutschen Bundesbank wechselte, mit markigen Sprüchen zu Alg-II-Empfängern begründet, denen er unter anderem vorschlug, mit warmer Kleidung Heizkosten zu sparen. Im vergangenen Jahr empörte er mit seinen Aussagen über die Intelligenz verschiedener Einwanderergruppen in einem Interview in der Zeitschrift „Lettre International“ selbst Parteikollegen, die ein Ausschlussverfahren gegen ihn anstrengen wollten - bislang vergebens. Damals geriet der Bundesbanker wegen des Verdachts der Volksverhetzung auch ins Visier der Justiz, die Vorwürfe bestätigten sich jedoch nicht.

Mit dem aktuellen Buch hat die öffentliche Erregung um Sarrazin einen neuen Höhepunkt erreicht. Aus Angst vor Protesten haben die ersten Veranstalter in Hildesheim eine geplante Lesung abgesagt. In Potsdam wird Sarrazin sein Buch am Donnerstag, dem 9. September, vorstellen, moderiert vom Politik-Journalisten Ralf Schuler. Die Lesung, die ursprünglich im Kunstraum in der Schiffbauergasse stattfinden sollte, sei bereits ausverkauft, es gebe telefonische Anfragen aus ganz Deutschland, hieß es gestern vom Brandenburgischen Literaturbüro, einem der Veranstalter. Man sei jedoch auf der Suche nach einem größeren Raum am Standort Schiffbauergasse, um weitere Karten anbieten zu können. JaHa

Karten-Info unter Tel.: (0331) 27 156 0