Kultur: Saxophon Eloge Sinfoniekonzert mit dem Staatsorchester Frankfurt
Musikgenres wie Jazz und Filmmusik kommen ohne die Klänge der metallischen Hörner von Adolphe Sax nicht aus. Doch in der sinfonischen Musik ist das Saxophon nach wie vor ein Exot.
Stand:
Musikgenres wie Jazz und Filmmusik kommen ohne die Klänge der metallischen Hörner von Adolphe Sax nicht aus. Doch in der sinfonischen Musik ist das Saxophon nach wie vor ein Exot. Reizvolle Gelegenheit zu einer kleinen Saxophon-Reflektion bot das Konzert des Brandenburgischen Staatsorchesters Frankfurt (Oder) unter der Leitung von Howard Griffiths im Nikolaisaal Potsdam. Mit der Solistin Asya Fateyeva war eine sehr junge, zierliche und preisgekrönte Saxophonistin erschienen, die dem Instrument die rechten Konzertweihen verlieh.
Ihr Auftritt wurde von drei Werken umrahmt, die den Geist der Moderne recht unterschiedlich reflektierten. Zwei Amerikaner lebten im Paris der zwanziger Jahre, Aaron Copland und George Gershwin. Während Copland drei Jahre lang bei Nadia Boulanger Komposition studierte, wurde Gershwin bereits als Schöpfer von symphonischen Jazz-Musik gefeiert. Nach seiner Rückkehr wendete sich Copland der amerikanischen Folklore zu. Seine Ballettmusik Appalachian Spring kündet von einer frommen Idylle: ein junges Paar heiratet im Kreis der Gemeinde, inmitten urwüchsiger Natur. Die daraus entstandene Orchestersuite bringt Vogelstimmen, Bienensummen und Pferdegetrappel zum Klang, lässt quirliges Treiben und zärtliche Zweisamkeit erstehen, umrahmt von Melodien aus Folklore und Shaker-Gesängen. So entsteht eine Art amerikanischer Pastorale, sehr kurzweilig, kleinteilig und recht bieder.
Vollends vom Geschwindigkeitsrausch erfasst zeigt sich A Short Ride in A Fast Machine von John Adams. Das beliebte Stück zieht mit schaurig-schönem Getöse in den Bann, zu penetrant hämmernden Rhythmen ertönen grelle Dröhnungen von Blechbläsern – ob man das als Musik bezeichnen möchte, kann zumindest angezweifelt werden. Auch George Gershwin spielt in seiner signifikanten Suite „Ein Amerikaner in Paris“ mit außermusikalischen Geräuschen, wie französischen Autohupen. Doch diese Rhapsodie verbreitet mit weichen Melodien, schwungvollen Tanzrhythmen und abwechslungsreicher Instrumentierung viel glitzernde Ballroom-Atmosphäre. Diese Klänge ziehen die Zuhörer in Bann, wie sich beim ausgezeichneten Spiel der Frankfurter zeigte. Ungewohnt geht es auch im Saxophon-Konzert Escapades von John Williams zu, dem wohl bekanntesten Filmkomponisten derzeit. Hier bildet das Saxophon mit Kontrabass und Vibraphon eine Art Concertino, während das ebenfalls gut mit Schlaginstrumenten bestückte Orchester begleitet – auch mal mit Fingerschnippsen. Kühle, vibrierende Klangbilder erklingen im ersten Satz, während der zweite dem Saxophon Gelegenheit zu einem langen, elegischen Solo gibt, das Asya Fateyeva wie mit einem einzigen Atemzug gefühlvoll bläst. In dritten Satz, in Art einer Sonate, bilden zwei wiederkehrende Themen die Leitschnur für eine Joy Ride, die bisweilen etwas atemlos ausfällt.
Einer der ersten, der die Möglichkeiten des Saxophons erkannt hat, war der Flötist François Borne. Seine Carmen-Fantasie nach Georges Bizets Oper entpuppt sich als wirkungsvolles Bravourwerk. Mehr noch, der ausdrucksvolle, wandelbare Klang von Asya Fateyevas Alt-Saxophon kommt dabei wirkungsvoll zur Geltung. Virtuose Passagen, fordernde Fanfaren, wunderbare Melodien – einen überzeugenderen Beweis als diesen braucht es nicht für die notwendige Existenz des Saxophons in der Musik.
Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: