Kultur: Schein und Sein stimmen selten überein
Oscar Wildes Konversationskomödie „Ein idealer Gatte“ hat am Hans Otto Theater Premiere
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In Oscar Wildes fein geschliffener Gesellschaftskomödie „Ein idealer Gatte“, die 16. Januar am Hans Otto Theater Premiere hat, stimmen Schein und Sein selten überein. Mit der Moral nimmt man es nicht wirklich ernst und Reichtum ist häufig mit zweifelhaften Mitteln erworben. Als quasi idealen Vertreter seiner Zeit darf man in diesem Zusammenhang den Staatssekretär Sir Robert Chiltern, die Titelfigur dieses satirischen Dramas, sehen: Bei ihm handelt es sich um einen erfolgreichen Politiker, seine öffentlichen Auftritte sind bestechend, seine makellos geführte Ehe komplettiert das perfekte Image eines moralisch integren Mitglieds der höheren Gesellschaft.
Bis zu jenem Tag, als eine alte Freundin, Mrs. Cheveley, auftaucht und ihm androht, einen dunklen Punkt in seiner Vergangenheit aufzudecken, sofern er ihr nicht mit seinem politischen Einfluss die staatliche Unterstützung für ein dubioses Kanalbauprojekt verschaffe. Chiltern wird von seiner Frau dazu angehalten, sich nicht zu beugen, doch hehre Ideale und eine politische Karriere scheinen unvereinbar.
In ihrer Lügenhaftigkeit drücken die Figuren Wildes eine eigentümliche Wahrheit aus: Unzufrieden mit ihrem Schicksal, wünschen sie ein Leben, das anders ist als das, was sie leben. „Ideale sind gefährlich. Realitäten sind besser! Die Gesellschaft wird zurückfinden zu ihrer verlorenen Leitfigur, dem kultivierten und fesselnden Lügner“, sagte Oscar Wilde, der von 1854 bis 1900 lebte.
Die Uraufführung von „Ein idealer Gatte“ fand 1895 im Haymarket Theatre in London statt. Der feine Wortwitz, die ausgefeilte Psychologie sowie die gesellschaftliche Attacke dieses meisterhaften Konversationsstücks teilen sich bis in unsere Zeit mit.
In der Inszenierung von Tobias Rott spielt Moritz Führmann den Robert Chiltern, Uwe Eric Laufenberg den Lord Goring, Nicoline Schubert ist die Lady Chiltern und Anne Lebinsky wird Mrs. Cheveley verkörpern. In weiteren Rollen sind Rita Feldmeier, Caroline Lux, Ulla Schlegelberger, Sabine Scholze, Helmut G. Fritzsch, Roland Kuchenbuch und Philipp Weggler zu sehen. Das Bühnenbild schuf Vinzenz Gertler und die Kostüme entwarf Antje Sternberg. kip
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