Kultur: „Schiefe Schlachtordnung“ In „Königliche Visionen“: Manöverplan von 1775
Das Potsdam-Museum veranstaltet gegenwärtig im Haus der Brandenburgisch-preußischen Geschichte die Ausstellung „Königliche Visionen – Potsdam, eine Stadt in der Mitte Europas.“.
Stand:
Das Potsdam-Museum veranstaltet gegenwärtig im Haus der Brandenburgisch-preußischen Geschichte die Ausstellung „Königliche Visionen – Potsdam, eine Stadt in der Mitte Europas.“. Dazu veröffentlichen wir eine Folge von Beiträgen, die herausragende Exponate beschreiben. Heute: Plan III von dem Manoevre bey Potsdam den 21ten September 1775. Vor 250 Jahren wäre man im Herbst währedn eiens Spaziergangs nicht in die Nähe des heutigen Babelsberger Parks gelassen worden. Geheimnisvolle Dinge trugen sich Jahr für Jahr Ende September vor den Toren Potsdams zu, wovon nur Eingeweihte wussten. Seit 1745 erprobte hier die preußische Armee die „schiefe Schlachtordnung“. Dies war ein Novum in der Kriegskunst, in doppelter Hinsicht. Bislang gab es nur Truppenschauen, zu denen mehrere Gefechtsverbände versammelt waren. Doch solche Revuen hatten mit dem Alltag auf dem Schlachtfeld wenig gemein. Friedrich II. wollte seinen Soldaten die Angst nehmen, einen zahlenmäßig überlegenen Gegner anzugreifen. Dies konnte nur gelingen, wenn konkrete Gefechtssituationen simuliert wurden. Solche Übungen illustrieren die Manöverpläne Friedrich II. in der Ausstellung „Königliche Visionen“. Nicht nur das Manöver, auch die zu trainierende Angriffsformation selbst war neu und unkonventionell. Friedrich II. erläutert sie so: „Man hält einen Flügel vor dem Feind zurück und verstärkt den, der angreifen soll. Mit diesem attackiert man mit voller Kraft den feindlichen Flügel, ihn in der Flanke fassend.“ Die offensive Kriegsführung des „Philosophen von Sanssouci“ erforderte jedoch einen hohen Einsatz von kampferfahrenen Soldaten und fähigen Offizieren. Auf die Dauer Erfolg versprechender war da schon die Variante, dem Gegner die Versorgungswege zu kappen, um ihn so zur Aufgabe zu zwingen. Mit dieser Strategie war Prinz Heinrich mehrfach erfolgreich. Taktisches Gespür sprach der die rasche Entscheidungsschlacht liebende König seinem Bruder jedoch gänzlich ab, worauf der so Gescholtene konterte: Friedrich II. könne nur batallieren. In Potsdams Wäldern wurde somit der Mythos Friedrich II. als großer Feldherr geboren. Dessen Wirkung auf Napoleon, Friedrich-Wilhelm IV. und Wilhelm II. ist nur ein Aspekt der Ausstellung „Königliche Visionen“ im Kutschstall. In einen globaleren Zusammenhang rückt Prof. Dr. Bernhard R. Kroener die preußische Armee in seinem Vortrag „Preußen als Militärmonarchie - ein Sonderweg in Europa?" heute um 19 Uhr im Alten Rathaus im Rahmen der Vortragsreihe Potsdam in Europa. Silke Kamp „Königliche Visionen. Potsdam eine Stadt in der Mitte Europas“, Ausstellung des Potsdam-Museums im Kutschstall am Neuen Markt bis 28. März 2004, Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18, Mittwoch bis 20 Uhr; Eintritt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro, Mittwoch 18 bis 20 Uhr 50% Ermäßigung; Führungen Mittwoch, Samstag, Sonntag 14 Uhr oder auf Anfrage; Audioguide für Erwachsene und Kinder; Katalog; Telefon: 0331-289 6803 oder 0331-200 56 355 Fax: 0331-289 6808; Email: PotsdamMuseum-Europaprojekt@t-online.de
Silke Kamp
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: