Kultur: Schimpfende Schlagzeugbeats
Die Berliner Beatsteaks mit einem Sonderkonzert im Lindenpark
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Er steht auf dem Tresen. In der Hand hält er fünf Flaschen kühles Becks. Im Hintergrund kratzt der E-Bass Spuren in die stehende Luft. Er lacht verschmitzt und setzt dann zu einem heldenhaften Sprung an. Platsch. Wie ein junger Seemann bahnt er sich nun einen Weg durch das Meer aus immer wieder blau aufleuchtenden Konzertgängern. Passend dazu trägt er eine Mütze mit Anker und Goldkette.
Im Potsdamer Lindenpark wussten die Beatsteaks am vergangenen Dienstag, wie sie ihre Fans beturteln müssen, damit die richtig ausflippen. Wer eine der begehrten Karten beim nervtötenden Anstehen am Vorverkaufsschalter ergattert hatte, kam bei diesem Sonderkonzert in den Genuss einer ausgewogenen Songmischung. Krachige, ältere Beatsteaks- Hits wie „Cut off the top“, „Atomic Love“ oder „Hand in Hand“ wechselten sich mit brandneuen Songs aus ihrem in diesem Jahr erschienenen Album „Boombox“ ab. Dazu bewies der Frontsänger Arnim Teutoburg-Weiß seine freche Berliner Schnauze: „Das nächste ist für den Wichser von der Polizei, der mich gestern angehalten hat.“ Dann schimpfen die knallenden, regelmäßigen Schlagzeugbeats, unterstützt von den kraftvollen Akkorden der E-Gitarren, mit dem Beamten. Arnim hebt den Zeigefinger und singt „This is mine it will never be yours stay away from what I love“. Der Konzertsaal ist knackevoll, oder um es mit Arnims Worten zu sagen: „Eine Menge geiler Frauen und Typen hier.“
Bei den im Saal herrschenden hochsommerlichen Temperaturen lässt sich das alternative Publikum zu einer schweißtreibenden, stürmischen Tanzerei hinreißen. Wo stimmungsvoll gepogt wird, werden früher oder später auch junge Mädchen von der Menge getragen, die dann in den starken Armen der Crew landen. Bei einem der wenigen deutschen Liedern an diesem Abend schließt ein braunhaariger Mann seine Augen und genießt die melancholischen Textzeilen von dem Coversong „Hey du“. Ein Mädchen zückt ihr Handy. Auf ihrem Bildschirm sieht sie noch drei weitere Handydisplays mit einer Großaufnahme von Arnim. Den kann man nicht oft genug sehen, denkt sie sich vielleicht. Es wird mitgesungen, mitgetanzt und wenn ein Song aufhört, rufen die verzückten Fans laut: Beatsteaks.
Diese sind nach ihrer dreijährigen Abstinenz von der Konzertbildfläche selbst entzückt von der tobenden Stimmung. Immer wieder lässt der Sänger sich zu einem fast romantischen „Ach, Potsdam“ hinreißen. Für eine Wiederholung des Abends kommen die Fans gerne in die Kindl-Bühne Wuhlheide im Juni, wenn die offizielle Europatour der Band beginnt. Ach, Beatsteaks, danke für den Vorgeschmack.Friederike Haiser
Friederike Haiser
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