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Kultur: Schlafendes Karma im Gotteshaus My Sleeping Karma gaben Konzert in Kirche
Wie eine Mannschaft vor Spielbeginn stehen die vier Musiker der Aschaffenburger Psychedelic-Rock-Band My Sleeping Karma vor ihrem Konzert in der Potsdamer Kirche am Neuendorfer Anger. Sie stehen in gemeinschaftlicher Umarmung zusammen, um anschließend die kleine Bühne neben der Kanzel zu betreten und einen Raum zu bespielen, der sonst eher für klassische Konzerte genutzt wird.
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Wie eine Mannschaft vor Spielbeginn stehen die vier Musiker der Aschaffenburger Psychedelic-Rock-Band My Sleeping Karma vor ihrem Konzert in der Potsdamer Kirche am Neuendorfer Anger. Sie stehen in gemeinschaftlicher Umarmung zusammen, um anschließend die kleine Bühne neben der Kanzel zu betreten und einen Raum zu bespielen, der sonst eher für klassische Konzerte genutzt wird.
Das bereits vor über 100 Jahren entwidmete Gotteshaus, das durch die fehlende Nutzung schnell verfiel, wurde seit 1999 mit Hilfe privater Investoren und unter Gründung eines Fördervereins Schritt für Schritt wieder instand gesetzt und 2007 fertig gestellt. Seitdem ist es möglich, die Räumlichkeiten der Kirche für private und kulturelle Veranstaltungen zu mieten. Und wenn der studentische nil Club und die Kiezkneipe Waschbar sich zusammentun und dieses Angebot der Nutzung annehmen, dann kann der dabei entstehende Kontrast kaum größer sein, als an diesem Freitagabend.
Unter blassblauem Kirchenhimmel und Herrnhuter Stern ist eine Wohnzimmerbühne aufgebaut, auf der eine Formation spielt, die ihre religiöse Zugehörigkeit im Buddhismus findet. Mit Gitarre, Bass und Schlagzeug, untermalt vom Soundboard, versetzt sie das Publikum in einen meditativen Zustand der Extase. Ein Schlagzeug, das mal Peitschenhieb und mal Gewehrfeuer scheint, spornt seine Begleiter an und fordert sie zum Tanz. Immer weiter vorwärts und vorwärts treibt die Musik, minutenlang, völlig ohne Gesang, und kann nicht entkommen aus diesem kleinen geschlossenen Kosmos, bewegt sich zwischen den Gästen, die nicht anders können, als diese in sich aufzunehmen und dem Rhythmus zu folgen.
Die Songs wirken stark reduziert und schlicht, trotzdem kraftvoll. Die Band selbst, die deutliche Einflüsse des Rock zeigt, beschreibt ihre Musik als emotional, entspannend und psychedelisch. Auf das Wesentliche wollen sie sich konzentrieren, ganz ähnlich, wie es der Buddhismus lehrt.
Und so bleiben ihre Musik und das neue Album „Tri“, das hier in Potsdam zum ersten Mal vollständig zu hören war, unaufgeregt und scheinbar gleichtönig, auf Wiederholungen setzend und meditativ. Man sieht geschlossene Augen im Publikum, entrücktes Lächeln oder neugierige Blicke, die immer wieder angezogen werden von den in Wiederholungsschleifen an die Kirchenwände projizierten Porträts buddhistischer Götter, Bilder der eindrucksvollen Weite Tibets oder der ausdrucksstarken Gesichter dessen Bewohner.
Am Ende blieb ein Staunen über diesen Ort, der an diesem Abend scheinbar Religionen verbindet und sich öffnet für etwas Anderes, weniger Klassisches, trotzdem Kraftvolles. Andrea Schneider
Andrea Schneider
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