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Kultur: Schmachten mit Stil mit Scott Matthew im Waschhaus

„Wenn ich mir eine neue Platte anhöre, suche ich immer zuerst nach den Liebesliedern“, so begründete Scott Matthew vor fünf Jahren, dass sich auf seinem Debütalbum nur Balladen fanden. Auch auf den folgenden zwei Alben zeigte der australische Wahl-New-Yorker Gespür dafür, welche Dynamik seine geschmachteten Songminiaturen brauchen, um die Hörerschaft abendfüllend zu fesseln.

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„Wenn ich mir eine neue Platte anhöre, suche ich immer zuerst nach den Liebesliedern“, so begründete Scott Matthew vor fünf Jahren, dass sich auf seinem Debütalbum nur Balladen fanden. Auch auf den folgenden zwei Alben zeigte der australische Wahl-New-Yorker Gespür dafür, welche Dynamik seine geschmachteten Songminiaturen brauchen, um die Hörerschaft abendfüllend zu fesseln. Denn so sehr auch der 37-Jährige sein Publikum an persönlichen Verlusterfahrungen teilhaben lässt, glückt es ihm immer wieder, das Bild des Schmerzensmannes ironisch zu durchbrechen. Etwa, wenn er beschreibt, dass abrupte Beziehungsbrüche auch etwas Anziehendes haben und er seine mal an Bowie, mal an Costello erinnernden Moritaten mit munterem Ukulelengeschrubbe unterlegt. Am heutigen Freitag ist Scott Matthew im Waschhaus zu erleben.

Matthews Konzerte haben dank sympathischer Bühnenpräsenz und jazz-geschulter Begleiter an Gitarre, Cello und Klavier bisher jeden Erstbesucher zum Anhänger gemacht. Dass er jedoch nicht wie sein Kollege Antony Hegarty auf andachtsvolle Messen festgelegt ist, bewies Matthew vor zwei Jahren in dem Projekt Elva Snow, wo er seinem Faible für Glamrock freien Lauf ließ. Das klang zwar mehr nach der Britpop-Band Suede als nach Ziggy Stardust, doch für die Fans war dieser Ausflug nachvollziehbarer als sein Gastsänger-Part auf dem letzten Rosenstolz-Album. „Gallantry's Favorite Son“, seine noch aktuelle Solo-LP von 2011, bewegte sich dann wieder auf vertrauten Torch-Song-Bahnen.

Dieses Jahr spielte der Bartmann aus Brooklyn, der bereits zum Zeitpunkt seines Debüts größere Konzertsäle füllte, in intimen Auftrittsorten wie dem Berliner „Schokoladen“. Dort erprobte er ein Programm, das fast nur aus Lieblingsliedern seiner Kindheit bestand. Nicht allzu überraschend für Matthew, der schon 2007 seine Gigs mit „Last Night I Didn't Really Sleep At All“ von The 5th Dimension eröffnete. Der Jahreszeit angepasst könnte er sich nun im Waschhaus den Spaß machen, Weihnachtslied an Weihnachtslied zu reihen. Frivole Kalauer à la „Jingle Balls“ hat man bei dem dezenten Crooner nicht zu fürchten, doch Paul McCartneys Evergreen „Wonderful Christmastime“ würde Scott Matthew prima zu Gesicht stehen. Markus von Schwerin

Scott Matthew ist am heutigen Freitag um 21 Uhr im Waschhaus in der Schiffbauergasse zu erleben. Der Eintritt kostet 8 Euro

Markus von Schwerin

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