Kultur: Schmalbrüstig
Konzert mit Arpeggione im Kammermusiksaal
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Das Aha-Erlebnis blieb aus. Dafür aber Verständnis, warum dieses Instrument nicht die Gunst des Publikums fand und zehn Jahre, nachdem es der Instrumentenbauer Johann Georg Stauffer 1823 geschaffen hatte, nur noch Spielzeug für Liebhaber wurde. Der Arpeggione, in dem Gitarre und Violoncello miteinander verbunden werden sollten. Am Donnerstag war dieses heute kaum noch bekannte Instrument im Kammermusiksaal Havelschlösschen zu erleben.
Der finnische Cellist Markus Kuikka, der vor knapp zehn Jahren seine Leidenschaft für den Außenseiter Arpeggione entdeckte, war zusammen mit dem Gitarristen Niklas Mellberg nach Potsdam gekommen, um neben Kompositionen von Filippo Gragnani und Joseph Küffner auch die bekannte „Sonate in a für Arpeggione und Klavier“ von Franz Schubert zu spielen.
Gespielt wird der Arpeggione wie ein Cello, gestrichen mit einem Bogen. Aber im Gegensatz zum viersaitigen Cello hat der Arpeggione sechs Saiten in der Gitarrenstimmung, feste Bünde und einen kleineren Korpus. Diesem kleineren Korpus, der Gitarre nachempfunden, verleiht den Tönen eine gewisse Schmalbrüstigkeit, die schnell in eine unangenehme Strenge zu kippen droht.
Kuikka wurde den anspruchsvollen, oftmals auf Virtuosität ausgelegten Stücken spieltechnisch gerecht. Kunstmusik, in der die Themen, Anspielungen und Zitate durcheinander gewirbelt wurden und der immer eine gewisse Strenge anhaftet. Gitarrist Mellberg auf einer Stauffer-Kopie mit weichem und zurückhaltendem Ton ein perfekter Begleiter. Doch bald dominierte die Unentschlossenheit des Arpeggione, der mal Cello, dann wieder Gitarre sein will. Und wenn die Komponisten spieltechnisch Höchstes fordern, kippte der Ton schnell ins Widerborstige und hatte wenig Genussvolles an sich.
Nach gut einer Stunde und einer Zugabe das Ende und lang anhaltender Applaus der 35 Zuhörer für diesen interessanten Exkurs in das musikhistorische Kuriositätenkabinett. Dirk Becker
Dirk Becker
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