Kultur: Schönes Licht
Filmmuseum ehrt Kameramann Peter Brand
Stand:
Obwohl es für sie seit langem eine eigene Oscar-Auszeichnung gibt, stehen Kameramänner und -frauen auch heute meistens im Schatten der Aufmerksamkeit, die Schauspielern oder Regisseuren zuteil wird . Es gibt natürlich Berühmtheiten wie beispielsweise den Deutschen Michael Ballhaus. Aber sie sind nicht die Regel. Auch Peter Brand, der am Mittwochabend seinen 70. Geburtstag im Filmmuseum feierte und damit der gleichen Generation wie Ballhaus angehört und ebenfalls mehr als 50 Filme gedreht hat, ist kein Mensch, der im Scheinwerferlicht steht.
Ein altes Foto im aktuellen Filmprogramm des Museums zeigt ihn gemeinsam mit Regisseur Egon Günther bei Dreharbeiten. Brand hockt hinter seiner Kamera, ist fast mit ihr verwachsen und als Person kaum auszumachen. Der Regisseur stehend, mit dunkler Brille und auffälligem Schnauzer, wirkt in seinem ganzen Gestus wesentlich extrovertierter, ist augenscheinlich der Aktivere. Dieser Eindruck wird auch am Mittwochabend bestärkt. Und doch ist der gemeinsame Film "Lenz. Ich aber werde dunkel sein", der zu Ehren des stillen Jubilars gezeigt wurde, ohne dessen besondere Sensibilität und gestalterische Kraft nicht denkbar.
Der 1992 gedrehte Fernsehfilm über die Dichterfreundschaft zwischen Jakob Michael Reinhold Lenz und Johann Wolfgang von Goethe, die 1771 euphorisch in Straßburg begann und 1776 mit einem Eklat in Weimar endete, lebt ganz wesentlich durch die einfühlsame Bildgestaltung von Peter Brand. Besonders berührend sind auch heute noch die eindringlichen Großaufnahmen, die das Gesicht des am Anfang wilden und ungestümen und am Ende den in seiner Geisteskraft gebrochenen Lenz zeigen. Der Potsdamer Schauspieler Jörg Schüttauf bot in dieser Rolle eine großartige darstellerische Leistung, für die er erstmalig den Adolf-Grimme-Preis erhielt. Brand hatte daran mit seiner kompositorischen Arbeit als Kameramann entscheidenden Anteil.
"Was für ein schönes Licht", war dann nach der Vorstellung im Foyer des Kinos auch noch mehrfach zu hören. Und "ich bin froh, dass ich den noch mal gesehen habe". Viele Weggefährten und Freunde, unter ihnen, neben Egon Günther, auch Drehbuchautorin Helga Schütz und Regisseur Roland Gräf, mit dem Brand 1981 die preisgekrönte Komödie "Märkische Forschungen" drehte, gratulierten. Regisseur Günther, mit dem Peter Brand seit den 70er Jahren knapp ein halbes Dutzend Film gestaltete, bedankte sich in seiner kurzen persönlichen Laudatio für die immer verlässliche Unterstützung und stärkende Hilfe durch „seinen" Bildkomponisten, im besonderen bei der Verfilmung der Keller-Novelle „Ursula“.
Astrid Priebs-Tröger
„Lenz. Ich aber werde dunkel sein", u.a. mit Christian Kuchenbuch und Anja Kling, ist auch heute um 22.10 und am 4. August um 20 Uhr im Filmmuseum zu sehen.
Astrid Priebs-Tröger
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: