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Das Gesicht des Tänzers. Jean-Sébastien Colau vom Leipziger Ballett.

©  JMR

Kultur: Schwanentanz

Die Ausstellung „Dancer Portraits“ bei Red Wall

Stand:

„Schwanensee“ gab den Ausschlag. Vor sieben Jahren sah Joachim Manuel Riederer das bekannte Ballett und war elektrisiert. Die Kunstform Tanz packte ihn. Doch es war nicht allein das Bühnengeschehen, diese körperliche Vollendung im Ballett, die ihn interessierte. Riederer wollte mehr wissen über diese tanzenden Menschen, wollte sie kennenlernen, hinter die Kulissen blicken.

„Dancer Portraits“ heißt die Ausstellung mit Fotografien von Joachim Manuel Riederer, die am heutigen Dienstag in der Reihe „Red Wall“ im Waschhaus eröffnet wird und für zwei Monate zu sehen ist. Eine Auswahl von Schwarzweißbildern, die zeigen, wie nahe der 27-jährige Riederer in den vergangenen Jahren den Balletttänzern gekommen ist. Auch wenn diese Bilder wirken, als wäre Riederer mit der Zeit nicht nur in den Trainingsalltag der Tänzer eingetaucht, sondern regelrecht untergetaucht, sodass sie ihn schon gar nicht mehr wahrgenommen haben, sind seine Arbeiten keine Schnappschüsse. Es sind arrangierte Szenen, denen man das Arrangierte jedoch nicht anmerkt. Sie nehmen den Betrachter wie selbstverständlich mit hinein, lassen ihn sich dazugehörig fühlen, wenn er in die Gesichter schaut, die schon bei den Kindern von der starken Belastung und einer außerordentlichen Ernsthaftigkeit geprägt sind. Er spürt die Erschöpfung, die nach dem harten Training bleibt, und die Schmerzen, die bei dieser Belastung nicht ausbleiben.

Diese scheinbare Nähe wird immer wieder gestört, werden die Körper der Tänzerinnen doch zu etwas wie Fremdkörpern, wenn sie sich in ihrer Zartheit, in ihrer Magerheit präsentieren. Das sind die Momente, die verstören und gelegentlich auch abstoßen. Joachim Manuel Riederer will seine Bilder nicht als Kritik an den harten Methoden im Ballett, an den damit verbundenen Entbehrungen verstehen. Riederer ist den Tänzern nahe gekommen und zeigt sie, trotzt der Inszenierungen, von Seiten, in Situationen, die einem sonst verborgen bleiben würde. Denn bevor er seine Bilder macht, beobachtet er die Tänzer so lange, bis sie ihm mit ihren Gesten, ihrem Verhalten vertraut sind. Dann packt er seine Fotoausrüstung aus und nimmt uns mit in diese so fremdnahe, so faszinierende wie verstörende Welt der „Dancer Portraits“. Dirk Becker

Vernissage von „Dancer Portraits“ am heutigen Dienstag, 20 Uhr, im Waschhaus, Schiffbauergasse. Der Eintritt ist frei

Dirk Becker

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