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Kultur: Schwarzhumorige Lieblingslieder

„Schwarze Grütze“ feierten ihr 20-jähriges Bühnenjubiläum in der Waschhaus-Arena. Nicht ohne traditionellen Zank und etliche Lachsalven

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Sie singen fröhlich flotte Lieder über aufmüpfige Selbstmörder, asoziale Eltern oder tote Weihnachtsmänner, spielen dazu gekonnt auf ihren knallroten Gitarren und haben einen Heidenspaß an Schüttelreimen. Seit 20 Jahren begeistert das Potsdamer Kabarettistenduo „Schwarze Grütze“ mit dieser unverwechselbaren Mischung landauf, landab sein Publikum. Am Freitagabend hatten Dirk Pursche und Stefan Klucke nun ein viel bejubeltes Heimspiel. In der restlos ausverkauften Waschhaus-Arena blickten die beiden Kabarettisten in ihrem Jubiläumsprogramm „Das Besteste“ auf ihr reichhaltiges Schaffen zurück.

Wir sind „Keine Band für eine Nacht“, singen sie zu Anfang des Abends, schwelgen dann schön selbstironisch in ihren Erinnerungen und geben die „Eintagsfliege“, den Titelsong ihres ersten Bühnenprogramms von 1995, zum Besten. Kennengelernt haben sich Klucke und Pursche, die ihre ersten Erfahrungen in Rockbands und Theaterprojekten sammelten, 1994 während des Musikstudiums. Dank einer gemeinsamen Neigung zu Georg Kreisler gründeten sie im Jahr darauf die „Schwarze Grütze“, ein Musikkabarettprojekt, das sich rasch zum Dauerbrenner entwickelte. Denn seither treten die beiden Potsdamer zusammen in Deutschland, der Schweiz und in Österreich mit ihren oft harmlos heiter klingenden, doch stets mit satirischem Wortwitz gespickten Liedern auf.

Dass sich Pursche und Klucke dazwischen immer wieder zanken, ist ebenfalls Tradition und wird auch an diesem Abend vom Publikum mit etlichen Lachsalven quittiert. Überhaupt ist die Stimmung im Saal einfach großartig, was auch daran liegen mag, dass sich die Gäste für dieses Jubiläumsprogramm zuvor im Internet ihre Lieblingslieder der „Schwarzen Grütze“ selber auswählen konnten. Und scheinbar erfüllen Klucke und Pursche so ziemlich jeden Wunsch, präsentieren sie doch ein wahres Best-of-Feuerwerk ihrer Lieder. Einige davon, wie etwa das „Hochhauslied“, die sächsische Version von „Je t’aime“ oder das von Dirk Pursche mit grandioser Mimik untermalte „Schüttelkind“, singen sie in voller Länge. Andere wiederum, wie etwa den Klassiker „Waldemar“ oder den „Fensterputzer“, aber auch den „Gema-Spion“ oder ihren ADHS-Hit „Ritalin“, spielen sie nur an oder fassen sie mit weiteren Songs zu Medleys zusammen.

Beeindruckend, wie locker und unbeschwert diese doch von hoher Disziplin und Kunstfertigkeit zeugenden Darbietungen jedes Mal wirken. Und auch als Schnellsprecher und Wortakrobaten beweisen Pursche und Klucke stets ganz große Klasse. Etwa beim Sprechstück „Tag aus dem Tourtagebuch“, ein synchron vorgetragenes Stabreimgewitter, das zu Recht einen lang anhaltenden Extraapplaus erhält. Und was wäre die „Schwarze Grütze“ ohne die zahlreichen Schüttelreime wie „Ich geh in den Birkenwald / denn meine Pillen wirken bald“, ohne die schier endlosen Variationen der brüllend komischen Froschwitze, ohne die Kultnummer „Die Lache des Chinesen“ oder das sehnsüchtig erwartete Liebeslied „Maria“. Es gibt sicher nicht viele Künstler, die so tief in ihr Repertoire greifen können, ohne dass es auch nur einen Augenblick altbacken wirkt.

Selbstverständlich lässt man Dirk Pursche und Stefan Klucke nicht ohne Zugaben von der Bühne. Und wenn die beiden nach über zwei Stunden zum Abschied singen „Das Besteste kommt noch, ihr werdet schon sehen“, wischt man sich höchstens die Lachtränen aus dem Gesicht und freut sich schon auf die nächsten 20 Jahre „Schwarze Grütze“. Daniel Flügel

Daniel Flügel

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