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Ausstellung in der Friedrich Naumann Stiftung: Seestücke und goldene Kälber

Monika Funke Stern hat das Thema Gold entdeckt.

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Einiges glänzt doch. Auch wenn Monika Funke Stern ihre Ausstellung in der Friedrich Naumann Stiftung „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“ betitelt hat. Goldfolie, Goldumhänge, nachgebildete Goldbarren: Es sei ein Material, das Würde und Respekt signalisiere, sagt die Kunsthistorikerin Sabine M. Hannesen. So ist es stimmig, wenn Stern eine Figur, behängt mit einer goldschimmernden Thermofolie, als Kommentar zur Flüchtlingskrise verstanden wissen möchte.

Sie setzt damit einen Kontrapunkt zu Künstlern, die aktuell gerne das Elend der durch den Bürgerkrieg in Syrien provozierten Völkerwanderung in plakativer Weise bebildern. Denn die Figur wirkt nicht geschunden und gehetzt und ist auch kein Abbild eines namenlos am Strand ertrunkenen Kindes. Sie steht aufrecht, das Gesicht ist nicht erkennbar. Die Hände, die aus dem Vorhang hervorluken, sind recht gepflegt, muten an wie Marmor. Aber in der Weise, wie sie überkreuzt sind, erinnern sie an den gemarterten Jesus, dessen Hände vermutlich ebenfalls gefesselt waren, als er gepeinigt wurde.

Die Vielschichtigkeit der möglichen Assoziationen zeichnet die Arbeiten von Funke aus, kann aber auch beliebig werden. Drapiert in einem Rahmen bilden die Pappfigürchen des „Himmel und Hölle“-Spiels eine Form, die an eine Zeltstadt erinnert. Möglicherweise ein Flüchtlingscamp aus der Luft betrachtet? In der Mitte ist eine Fläche in Form eines Kreuzes ausgespart. Die Flüchtlingsströme, ein Zusammenprall der Kulturen, Werte und Religionen, ein Himmel-und-Hölle-Spiel? Auch andere Künstler, allen voran James Lee Byars, haben schon das Thema Gold und seine Faszination entdeckt. Monika Funke Stern setzt mit ihrer Ausstellung einen weiteren intelligenten Akzent.

Mit Monika Funke Stern beginnt die Stiftung eine Ausstellungsreihe, die über das ganze Jahr hinweg eine Vielzahl von Positionen versammeln wird. In einem Rahmenprogramm werden die Umstände der Kunstproduktion thematisiert. „Preisbildung am Kunstmarkt“ war das Thema der Diskussion. Der Jurist und Galerist Herwig Roggemann, der Auktionator Tobias Kuhröder, der Moderator Carl Grouwet und die Künstlerin machten sich über die Kapriolen des Marktgeschehens Kunst Gedanken. Was eine spannende Diskussion hätte werden können, endete allerdings im Austausch von mehr oder weniger bekannten Anekdoten. Der Galerist wunderte sich, dass Bilder, die Gerhard Richter mit einem Rakel und mit Hilfe eines Assistenten fertigstellen lässt, Millionenpreise erzielen. Das goldene Kalb in Formaldehyd, von Damien Hirst im Jahr 2008 für Millionen versteigert, schwamm durch den Raum und die abgestürzten Neuen Wilden erlebten ihre verbale Auferstehung. Der Auktionator verkündete die nicht sonderlich überraschende Neuigkeit, dass auch Preise von bekannten Künstlern am Kunst- und Auktionsmarkt durch gezielte Aufkäufe manipuliert werden.

Allein die Künstlerin, die vorwiegend im Bereich der Medienkunst arbeitet, glänzte durch Sachkenntnis und Bodenhaftung. Stern wies auf den Durchschnittsverdienst von Künstlern hin, der laut Künstlersozialkasse knapp über 1000 Euro liegt, auf die Notwendigkeit der allermeisten Künstler, sich ihren Unterhalt anders als in ihrem erlernten Metier zu verdienen, und die Hartnäckigkeit, mit der die allermeisten Künstler dann aber doch an dem von ihnen gewählten Lebensentwurf festhalten.

„Es geht darum, ein selbst bestimmtes Leben zu führen, auch unter Umständen, die häufig an Selbstausbeutung grenzen“, so Funke. Der Moderator, der einige Zeit als Museumsdirektor gearbeitet hatte, gab zu bedenken, dass es auch ganz schön sei, wenn ein Bild über das Sofa passe und er in seiner Büroausstattung dann doch lieber auf eine ruhige Flusslandschaft gegenüber dem Schreibtisch schaue. Schließlich beruhige ihn das und das sei ja im hektischen Büroalltag durchaus angebracht. Richard Rabensaat

Die Ausstellung ist aktuell in der Friedrich Naumann Stiftung, Truman-Haus, Karl-Marx-Straße 2, zu sehen.

Richard Rabensaat

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