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Kultur: Sehlandschaften

Oda Schielicke und Alfred Schmidt gemeinsam auf der Freundschaftsinsel

Stand:

Ob sattblaue Kornblumen oder bunter Wiesenstrauß: am liebsten möchte man sich eines dieser duftigen Blumenarrangements greifen und mit zu sich nach Hause tragen, so anmutig und frisch hat sie der Maler Alfred Schmidt ins Bild gesetzt. Viele Besucher sind bislang im Wonnemonat Mai in den Pavillon auf der Freundschaftsinsel geströmt, um die beliebten Pastelle des Potsdamer Malers aus nächster Nähe zu bewundern. Und haben zur Erinnerung an die stimmungsvollen Landschaftsbilder und Blumenstillleben großzügig aus dem in der Ausstellung feilgebotenen Ansichtskartenfundus geschöpft.

„Sehlandschaften und mehr“ ist diese Ausstellung überschrieben. Sie ist gleich zwei Künstlern gewidmet, denn mit der Pastellmalerei Alfred Schmidts dürfen sich im lichtdurchfluteten Pavillon Gemälde überwiegend neueren Datums der in Caputh lebenden Malerin und Kunstpädagogin Oda Schielicke messen.

Im Rahmen des Themenjahres „Faszination Wasser“ dominieren in dieser Doppelausstellung Landschaftsbilder, in denen das Wasser im Fokus des malerischen Interesses steht: verträumte Ansichten vom Heiligen See und stillen Gewässern aus der Hand Alfred Schmidts wechseln sich mit kraftvollen Meeresbildern und lebhaften Wasserspiegelungen Oda Schielickes ab.

Die Unterschiede in der malerischen Auffassung Alfred Schmidts und Oda Schielickes treten in der Präsentation deutlich zu Tage. Gerade aus der unmittelbaren Gegenüberstellung gleicher oder verwandter Motive tritt die unterschiedliche künstlerische Individualität der beiden Künstler überaus anschaulich hervor. Der Vergleich der Rücken an Rücken hängenden Bilder „Brennende Bäume“ (Schielicke) und „Blick zum grünen Haus“ (Schmidt), die dasselbe Motiv am Heiligen See gemeinsam haben, offenbart, was auch die übrigen Bilder voneinander abgrenzt. Auf der einen Seite die häufig in diffuses Licht getauchten meditativen Landschaftspastelle Alfred Schmidts mit ihrem tief gezogenem Horizont und dem weiten Himmel, vor denen man nicht umhin kann, sich in eine „Abendstimmung“ oder in die leicht melancholische Verschwiegenheit einer Seenlandschaft hineinzuträumen.

Auf der anderen die dynamische farbensprühende Malerei Oda Schielickes, deren Farbpalette mit ihren häufig unvermittelt nebeneinandergesetzten Kontrasten vis-à-vis zu der zarten Pastellmalerei mitunter fast aggressive Züge trägt. Wo Schmidt mit Bedacht und viel Liebe zum Detail Gräser, Schilf und Blumenpracht kontrolliert in Szene setzt, treffen wir bei der Malerin auf energische Pinselstriche und starke Expressivität. Es ist, als ob die Malerin die Akribie, die technische Perfektion und den fast schon fotografischen Realismus des Malers mit einem malerischen Befreiungsschlag beantworten würde, dem mitunter auch die Suggestion von räumlicher Tiefe zum Opfer fällt.

In ihren neuesten Gemälden hat Oda Schielicke erstmalig auch mit Schrift gearbeitet: mitten ins Bild hat sie eigene Verse mit feinem Stift hineingesetzt. Auch sie künden, wie die Bildsprache der Künstlerin, von innerer Unruhe und emotionalem Aufbruch. Einige ihrer jüngst entstandenen Ölmalereien mahnen einen bewussteren Umgang mit der kostbaren Ressource Wasser an. Inhaltlich kritische Bilder wie „Abschied“ und „Das Ende“, die sich als Appell für mehr Respekt vor der uns überantworteten Schöpfung lesen lassen, lösen angesichts der Bildharmonien Alfred Schmidts ein leises Unbehagen aus. Wenn sich die Bilder der beiden Künstler in der Gesamtwirkung aneinander reiben, dann muss das für keinen der beiden von Nachteil sein. Offenbart doch die Möglichkeit des vergleichenden Sehens, welch unterschiedliche Wahrnehmung die Anmutung von Landschaft und Wasser in einem auslösen kann.

„Sehlandschaften und mehr“ – vielleicht liegt genau hier der im Ausstellungstitel angedeutete tiefere Sinn.

Bis 3. Juni, Mi-So 12-18 Uhr, Pavillon auf der Freundschaftsinsel. Finissage am 3. Juni, 16.30 Uhr, werden Wassermärchen von Marie Gloede erzählt.

Almut Andreae

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