Kultur: Selbst die Liebe wird zur Qual
Georg Büchners „Woyzeck“ hat am 12. März am Hans Otto Theater Premiere
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Das Hans Otto Theater bringt am 12. März um 19.30 Uhr Georg Büchners Stück „Woyzeck“ in der Reithalle zur Premiere. Es erzählt über den einfachen Soldaten Woyzeck, der durch sein Leben irrt: als metaphysisch Obdachloser, auf der Suche nach Sinn, Substanz, Bedeutung. Er wird nicht fündig. Sein Soldatenleben besteht aus den Schikanen des Hauptmanns. Die Gelegenheitsarbeit, die er annehmen muss, um seine Gefährtin Marie und das gemeinsame Kind zu ernähren, degradiert ihn zum Versuchsobjekt eines zynischen Arztes, der seinen blinden Fortschrittseifer über den Dienst am leidenden Menschen stellt. Selbst die Liebe wird zur Qual, als Marie sich mit dem Tambourmajor einlässt.
Überhellwach lauscht Woyzeck seinen inneren Stimmen. Sie malen ihm die Welt in heillos fahlen und blutroten Farben, befehlen ihm den Griff zum Messer, drängen ihn zur befreienden Tat – sein unschuldiges Heilsverlangen schlägt in schuldhaftes Handeln um. Woyzeck ersticht Marie, das Liebste, das Einzige, das er hat.
Mit seinen hellsichtigen, formal visionären Stückentwürfen wurde der Arzt und Dichter Georg Büchner zum ersten Dramatiker der Moderne. Als er 1837 dreiundzwanzigjährig starb, hinterließ er das Stück, das später den Titel „Woyzeck“ erhalten sollte, als ungeordnetes Arbeitsfragment auf einzelnen Papierbögen. Fast einhundert Jahre später wurde es wiederentdeckt und erstmalig veröffentlicht.
Regie in der Potsdamer Inszenierung führt Julia Hölscher. Sie arbeitete zunächst als Regieassistentin beim Film in München, studierte dann Operngesang in Hamburg und wechselte 2003 zum Regiestudium an die Theaterakademie Hamburg. Noch während des Studiums machte sie mit Regiearbeiten am St. Pauli Theater in Hamburg („Maria Stuart“ von Friedrich Schiller) und am schauspielhannover („Populärmusik aus Vittula“) auf sich aufmerksam. 2006 wurde sie für ihre Inszenierung „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ nach dem Film von Aki Kaurismäki im Hamburger „Körber Studio Junge Regie“ als beste Nachwuchsregisseurin ausgezeichnet. 2007 erarbeitete sie am schauspielhannover die Uraufführung „Ich bin nur vorübergehend hier“ von Tankred Dorst. Es folgten Inszenierungen am schauspielfrankfurt, am Thalia Theater Hamburg. Seit der Spielzeit 2009/2010 ist sie Hausregisseurin am Staatsschauspiel Dresden. kip
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