Kultur: Siegfried – im Rausch der Musik
Das Neue Kammerorchester Potsdam gibt morgen ein Konzert im Nikolaisaal
Stand:
Im Rahmen seines Saisonprogramms „Mensch - Macht - Musik“ lädt das Neue Kammerorchester Potsdam zum 3. Sinfoniekonzert am morgigen Donnerstag in den Nikolaisaal ein, Beginn 19.30 Uhr. Es erklingen Werke der deutschen Hoch- und Spätromantik - einer Musik, die mitreißen, entführen, auch in einen Rausch versetzen kann. Das kann ein sehr schöner Zustand sein - wunderbare Musik allemal! Doch ist ein solcher Rausch in jedem Fall ungefährlich?
Das Konzert beginnt mit dem letzten großen Orchesterwerk von Richard Strauss, den Metamorphosen, und lädt zu einer Zeitreise ein vom Jahr 1945 ein Jahrhundert zurück in die Zeit der achtundvierziger Revolution. Das Strauss''sche Trauerlied ohne Worte kann als Endpunkt deutscher spätromantischer Musikliteratur angesehen werden. Ein Jahrhundert vorher entwarf Richard Wagner seine Heldenwelt. Das Siegfried-Idyll ist ein privates und für Wagner fast kammermusikalisch anmutendes Werk. Thematisch hat es direkte Beziehungen zur Oper um den Helden am Vorabend der Götterdämmerung.
Der junge Franz Liszt wurde auf seinen Konzertreisen durch Europa vor allem als virtuoser Pianist stürmisch gefeiert. Seine Klavierkonzerte sind ganz im Stil Sinfonischer Dichtungen geschrieben. Im Zweiten spannt sich ein Bogen vielfältiger Kontraste zwischen lyrischen und virtuosen Episoden. Als Solistin konnte dafür die junge, in Berlin lebende, russische Pianistin Nadejda Tselouikina gewonnen werden. Obwohl gerade erst das Studium an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ abgeschlossen, kann sie sich schon mit einer Reihe von Preisen schmücken.
„Les Préludes“ ist eine der bedeutendsten Kompositionen aus Liszts Weimarer Zeit. Er bezieht das Werk ausdrücklich auf eine Dichtung des Franzosen Larmartine, der die Tradition der Revolution verherrlichte. Um 1848 hatte es einen konkreten Bezug, wenn er schreibt, dass der Mann in den Kampf eilt „wie immer der Krieg heißen möge“. Später öffneten diese Zeilen dem Missbrauch offensichtlich Tür und Tor. Auch wenn es sich verbietet, Musik für den Missbrauch haftbar zu machen, so fordert „Les Préludes“ doch die Auseinandersetzung. Deshalb hat eine Aufführung in Potsdam unter der Leitung eines israelischen Dirigenten auch im Jahr 2007 noch eine symbolische Bedeutung. Ch.S.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: