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Kultur: Silben und Motive spielerisch verschmelzen

Beim Potsdamer Jazzfest im Waschhaus heute zu Gast: De Phazz

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Beim Potsdamer Jazzfest im Waschhaus heute zu Gast: De Phazz Für De Phazz kreativen Kopf Pit Baumgartner sind nach dem 2001er Album „Death By Chocolate“, das sich in Popdimensionen verkaufte, die künstlerischen Wiesen weiterhin verlockend saftig. Das vierte Album des Projekts will mehr als eklektisch sein. Keine hektische Verbindung zwischen George Benson Riffs, Mambo und Hildegard Knef, sondern im Detail wohl durchdachte Arrangements. Das ist die De Phazz Handschrift, die sich kürzlich auch Klaus Doldinger für sein Remix-Projekt borgte. Der Titel der neuen De-Phazz CD „Daily Lama“ lässt Raum für jede Menge Fantasie: „Das Drama des Dalai Lama“, oder „jeden Tag lahmer“. Assoziationen, die Pit Baumgartner locker nimmt: „Wir haben weniger den Dalai Lama im Blick gehabt, so sehr wir ihn auch schätzen. Wir lieben Wortspiele und kokettieren damit auch. Man verliert sich unter dem Kopfhörer aber auch in die Musik. Kein Wunder, wenn man fünf, sechs Monate fast ohne Pause an den Liedern gearbeitet hat. Wir verwenden Samples und stellen sie in völlig neue stilistische Kontexte. So ähnlich verhält es sich auch mit diesen Silben.“ Für Otto Engelhardt liegt der Fokus klar auf dem Bandkonzept: „Im Augenblick arbeiten wir an unserem eigenen Profil. Wir wollen erkennbar werden. Wenn das geschehen ist, gibts kein Halten mehr.“ In ihrer Daily Lama-CD mixten sie solch“ unterschiedliche Zutaten wie Soul und Jazz, elekronische Chansons und loungige Zulu-Grooves, ein Hauch Dancehall und jede Menge Latin-Rhythmen. Live muss sich die Band noch weiterentwickeln, weiß auch Otto Engelhardt: „Früher haben wir ohne volle Liveband getourt, das ist heute anders. Teilweise haben wir auch Gäste wie Joo Kraus dabei, und wir werden vielseitiger, da Karl Frierson, der sonst neben Pat Appleton mit seiner Stimme am Mikro steht, und ich jetzt auch schreiben und produzieren.“ Für Frierson öffnet sich mit dem Komponieren Neuland, das er gerne erschließt: „Ich stelle mir ein Thema vor und dann kommt der Text wie von selbst. Ich muss dann nur noch die Teile wie beim Puzzeln richtig ordnen. Die Musik dann ganz wie ein Fluss, perfekt.“ „Mit Verlaub kein Easy Listening“, steht in der CD-Produktinfomappe. Hat die Band Angst, zu schnell als zu seicht bezeichnet zu werden? „Gegen unbeschwerten, ideologiefreien Musikgenuss ist ja nichts zu sagen. Nur bei dem Wort schwingen Momente der Oberflächlichkeit mit, als würde man es sich und dem Publikum zu leicht machen wollen. Das ist bei uns überhaupt nicht der Fall. Gerade intelligente Unterhaltung erfordert Fingerspitzengefühl, anders als sehr avantgardistische Fieberfantasien, die sich im Hauruck-Verfahren umsetzen lassen. Ich spreche aus langjähriger Erfahrung. Da ist es unvorstellbar, dass man sich über Wochen mit einem einzigen Song auseinandersetzt. Selbst wenn der Song dann steht, sind drei oder vier Mixe mit sehr viel Sorgfalt angelegt. Und man muss sich schweren Herzens für einen Mix entscheiden. Diese Arbeit in die Tiefe, die gibt es dort überhaupt nicht“ , so Frierson. „Akustischen Jazz musst du live einspielen und dann muss es sitzen, sonst hast du Pech gehabt. Wir leisten uns den Luxus, immer wieder überrascht zu sein, was auch durch unsere intensive Zusammenarbeit mit musikalischen ,Grundierungen“ von Pit geschieht.“ Und Pit Baumgartner fügt hinzu: „Soviel ist uns das Publikum wert. Ich bin kein Komponist im konventionellen Sinne, ich male mit Musik und nehme mir Rohstoffe aus den verschiedenen Töpfen. Und humane Züge, also Stimme und akustische Instrumente sind mir dabei sehr wichtig.“Ludwig Jurgeit

Ludwig Jurgeit

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