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Kultur: Sinfonie dem Vergessen entrissen Orchesterwoche

in der Friedenskirche

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In einem Komponisten-Lexikon von 1989 findet man noch den Namen Robert Volkmann. Stichpunktartig werden seine biografischen Daten aufgeführt. Immerhin. Denn in aktuellen Lexika sucht man vergeblich nach Volkmann, der von 1815 bis 1883, überwiegend in Budapest, lebte und an der dortigen Musikakademie lehrte. Seine Werke werden heute kaum gespielt. Aber bereits im 19. Jahrhundert setzte schon das Vergessen ein, denn die Fülle der Kompositionen, die entstanden, hatte auch zur Folge, dass sie einander verdrängten. Heute werden viele Komponisten wieder entdeckt und auf ihre „Tauglichkeit“ geprüft.

Die Potsdamer Orchesterwoche nahm sich in diesem Jahr während ihrer einwöchigen Projektwoche der 1. Sinfonie d-Moll op.44 von Robert Volkmann an. Für das Liebhaberorchester bedeutete die Erarbeitung und Interpretation des umfangreichen Werkes eine immense Aufgabe, das die 60 Musiker unter der bewundernswerten Leitung des Dirigenten und Kirchenmusikers Dietrich Schönherr beim traditionellen Abschlusskonzert am Sonntagnachmittag in der Friedenskirche in allen Stimmgruppen respektabel bewältigten. Das an die späten Sinfonien Schumanns und Brahms“ erinnernde Opus ist klangmächtig, von großem musikalischen Aufriss und hin und wieder auch von eindrücklicher Tiefe. Trotz der schwerblütigen Ernsthaftigkeit der Sinfonie hätte man sich manchmal eine leichtflüssigere Wiedergabe gewünscht. Doch die wunderbar musizierenden Bläser gaben mit ihren Soli willkommene abwechslungsreiche Farben. Das Publikum in der Friedenskirche war begeistert von der Aufführung. Es dankte dem Orchester und Dietrich Schönherr mit langem Applaus.

In diesem Jahr hat die Orchesterwoche, die bereits zum 33. Mal in der Hoffbauer-Stiftung auf Hermannswerder veranstaltet wurde, auf einen Solisten verzichtet. Die fünf Konzerte, die in der vergangenen Woche bewältigt wurden, bestritt der Klangkörper allein.

Zwei Werke, die ursprünglich für Schauspiele komponiert wurden, hat Schönherr der Volkmann-Sinfonie vorangestellt: Franz Schuberts Ouvertüre zu „Die Zauberharfe“ op. 26 und die Suite „L“ Arsienne“ von Georges Bizet. Klang die Zauberharfen-Musik noch ein wenig zu deftig, gab es in der von vielen Klangfarben bedachten Suite erlebnisreiche interpretatorische Momente, in denen die feine Lyrik und der frische Schwung der Musik zum Tragen kamen. Ein besonders Lob gilt der Soloflötistin Ulrike Voigt und der Harfenistin Gabriele Namaschk, die dem Menuett eine einprägsame Atmosphäre verliehen.

Die Orchesterwoche, die ohne öffentliche Förderung auskommen muss, hat auch mit diesem Konzert unmissverständlich deutlich gemacht, dass sie ein wunderbarer und unverwechselbarer Teil des Potsdamer Musiklebens ist.

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